Fiat Chrysler baut die Europa-Produktion um - nzz.ch, 22.05.2018
FCA-Chef Marchionne will keine Kleinwagen mehr bauen, höchstens in Billiglohnländern. In Italien sollen stattdessen Premiumwagen von Maserati und Jeep entstehen
In wenigen Tagen soll offiziell bestätigt werden, was Bloomberg bereits von internen Quellen erfahren haben will. So plant Sergio Marchionne, der CEO von Fiat Chrysler Automobiles, grosse Veränderungen in der europäischen Produktionsauslegung. Demnach sollen die Kleinwagen Fiat Punto und Alfa Romeo MiTo eingestellt werden. Zudem soll der in Pomigliano d'Arco nahe Neapel gebaute Fiat Panda künftig in Polen entstehen, wo bereits der Fiat 500 vom Band läuft.
Das historische Alfa-Werk Mirafiori in Turin sowie Pomigliano sollen umgerüstet werden, damit dort künftig höher positionierte Fahrzeuge der FCA-Marken Maserati und Jeep entstehen können. In Turin könnte ein zweiter Maserati-SUV neben dem Levante gebaut werden. In Pomigliano d'Arco dürfte es sich um kompakte und kleine Jeep-Modelle handeln, unter anderem etwa den Renegade.
Die Umschichtung der Produktion in Europa ist Teil von Marchionnes Plan, die westeuropäische FCA-Produktion auf Premiumfahrzeuge umzustellen. Einerseits soll die weltweite Nachfrage nach Jeep-Modellen besser befriedigt werden, anderseits ist so auch die Umstellung von Diesel- zu Hybridfahrzeugen einfacher möglich.
Der 65-jährige Marchionne, der 2019 als CEO zurücktreten will, sehe keine Zukunft im Bau von günstigen Fahrzeugen in Hochlohnländern, heisst es laut Bloomberg bei FCA. Was dies für die Belegschaft im Fiat-Werk Melfi bedeutet, wo die Punto-Produktion eingestellt werden soll, ist jedoch noch unklar
Kleinwagen mit Dieselmotor sind bei immer strengeren Abgasnormen für die Kunden nicht mehr erschwinglich, weshalb auch FCA diese Fahrzeugklasse auf Hybridantrieb umstellen will. Dabei will sich FCA nach Bloomberg-Informationen auf den Bau der Modelle Panda und 500 in Polen beschränken. Alle anderen Kleinwagen sollen aus dem Sortiment verschwinden, darunter der Alfa MiTo.
In den USA hat Marchionne eine vergleichbare Strategie zum Erfolg gebracht. So wurden die kompakten Modelle Dodge Dart und Chrysler 200 eingestellt. Stattdessen entstehen in den US-Werken nun SUV der Marke Jeep und Pick-up-Fahrzeuge von Ram. Dadurch stiegen die Margen und im ersten Quartal 2018 konnten die Schulden halbiert werden.