Mögliche Fusionen in aller Welt: Wie es nach Marchionne mit FCA weitergehen könnte - automobilwoche.de, 13.04.2018
Das Ende der Marchionne-Ära bei Fiat Chrysler Automobiles ist in Sicht. Das heizt Spekulationen um einen möglichen Zusammenschluss mit einem anderen Konzern an.
Sergio Marchionne hat seine 14 Jahre an der Spitze von Fiat Chrysler Automobiles dazu genutzt, das Unternehmen aus der Nähe des Bankrotts zu retten und daraus einen erfolgreichen Autobauer zu formen.
Bald soll die Ära des 65-Jährigen an der FCA-Spitze zu Ende gehen. Das könnte die Tür öffnen für einen weiteren, großen Zusammenschluss, berichtet das Branchenportal "Automotive News Europe".
Wer sein Amt übernehmen wird, ist Gegenstand der Spekulation. "Wenn er weg ist, wird sich FCA verändern müssen. Und das bietet Raum für einen transformierenden Deal", zitiert das Portal den ehemaligen Konzern-Archivar Giuseppe Berta. "Marchionne ist nicht nur das Mastermind hinter FCA, er ist FCA."
1. Flirt mit Ford
Obwohl Fiat Chrysler gut läuft, ist der Rückstand auf die großen Volumenhersteller Volkswagen und Toyota groß. Ein weiterer Zusammenschluss wie der mit Chrysler könnte helfen, die Lücke zu schließen. Dabei identifizieren Analysten verschiedene Szenarien.
Im Raum steht etwa eine Kooperation mit einem amerikanischen Hersteller. General Motors hat vor einigen Jahren eine entsprechende Annäherung Marchionnes abgewiesen. So könnte also Ford der geeignetere Kandidat sein.
"Ford ist ganz klar der Deal, der den meisten Sinn ergeben würde", zitiert "ANE" Adam Wyden von ADW Capital: "Ford hat Schwierigkeiten und muss seine Strategie überarbeiten. Fiat ist in einer Position der Stärke."
2. VW oder PSA - Hauptsache Europa
Es gäbe aber auch europäische Lösungen. Die theoretische Möglichkeit einer Fusion mit Volkswagen würde dem Wolfsburger Konzern auf dem US-Markt umgehend weiter helfen.
Aber angesichts des tiefgreifenden Konzern-Umbaus in Wolfsburg und der Folgen des Abgas-Skandals scheint das Thema zumindest nicht weit oben auf der Prioritätenliste zu stehen.
Eine weitere Möglichkeit wäre ein Anschluss an die französische PSA-Gruppe. Die ist nach der Opel-Übernahme Europas zweitgrößter Autobauer. Vincenzo Longo, Analyst bei IG Market, sagte "ANE": "Ich halte eine europäische Lösung für wahrscheinlicher."
3. Konzentration auf China
Fiat Chrysler könnte sich aber auch dem wichtigen China-Markt zuwenden. Gerüchten zufolge soll sich Geely-Chef Li Shufu nach Fiat Chrysler erkundigt haben, bevor er sich bei Daimler eingekauft hat.
Beim Genfer Salon im März nannte Marchionne das Interesse chinesischer Konzerne "offensichtlich". Er sei dem gegenüber auch nicht abgeneigt.
Handfestes zu einem möglichen Zusammenschluss gibt es derweil noch aus keiner der möglichen Richtungen. Im Juni will Marchionne die Strategie für die kommenden Jahre vorstellen. Womöglich gibt er dann auch einen Hinweis in der Übernahme-Frage.