Iveco ordnet Produktion neu - südwestpresse.de, 02.06.2015
Der Nutzfahrzeughersteller Iveco hat seine Lkw-Fertigung von Ulm nach Madrid verlagert. In Spanien und Italien wird nun die Produktion neu aufgestellt.
Nach der Schließung der Lastwagenfertigung im Werk Ulm vor drei Jahren strukturiert Iveco die Produktion in mehreren Werk in Spanien und Italien neu. Zur Vorgeschichte: Iveco hatte die Fertigung von schweren Zugmaschinen des Typs Stralis im Werk Donautal im August 2012 ungeachtet entsprechender Proteste der Arbeitnehmer und der IG Metall eingestellt. Das von Fiat auf CNH Industrial übertragene Unternehmen verlagerte die Fertigung anschließend in das spanische Schwesterwerk Madrid.
Die Produktion in Ulm wurde in der Folge mit hohen Investitionen auf Brandschutz-Fahrzeuge umgestellt – mit einer modellhaften Fertigungslinie in der ehemaligen Lkw-Montagehalle. Es gab zwar einen sozialverträglichen Personalabbau unter Verzicht auf Kündigungen, aber ein Großteil des Personals konnte gehalten werden. Iveco ließ im Zuge des Kompromisses zur Verlagerung der Stralis-Produktion nach Madrid insbesondere die Entwicklung für Schwerlastwagen im Werk Ulm. Auf diese Weise verfügt die Lkw-Sparte auch mit dem Ersatzteillager Langenau über 480 Arbeitsplätze. In der Iveco Magirus AG, zu der außerdem der Vertrieb in Unterschleißheim gehört, sind es 710 Beschäftigte.
Die größte Einheit in Ulm ist nun die Iveco Magirus Brandschutztechnik mit 1060 Mitarbeitern, die Drehleiter- und Lösch-Fahrzeuge für Feuerwehren herstellen. Für Iveco sind zudem 810 Mitarbeitern in den Verkaufsstandorten tätig. Die Aufträge für Lkw und Transporter ziehen nach den Worten von Sprecher Manfred Kuchlmayr wieder kräftig an.
Von zunehmenden Aufträgen profitieren nach Kuchlmayrs Worten derzeit vor allem die Heimatmärkte von Iveco in Italien und Spanien, die im Zuge der Finanz- und Schuldenkrise zunächst eingebrochen waren. Vor diesem Hintergrund sei auch das Effizienzprogramm mit Neuordnung mehrerer Fabriken zu sehen. So war Madrid seit der Schließung der Lkw-Montage in Ulm für die komplette Produktion der Stralis-Straßenfahrzeuge und schweren Baufahrzeuge des Typs Trakker zuständig. Dabei bleibt es, aber die Fahrerhausfertigung, die Ulm auch schon einmal abgeben musste, wird von Madrid ins Werk in Valladolid verlagert, wo bisher Fahrgestelle für Daily-Transporter entstanden.
Mit dieser Verlagerung ist demnach die Beschäftigungslage in beiden Werken gesichert. Die Produktion der Sonderfahrzeuge in Madrid sowie der Transporter-Fahrgestelle aus Valladolid wird nach Italien verlegt, und zwar nach Piacenza, wo unter der Marke Iveco Astra bereits Sonderfahrzeuge gebaut werden, sowie nach Suzzara, dem größten Produktionsstandort für Transporter.
Für Suzzara bedeutet dies den Angaben zufolge eine signifikante Aufstockung der Belegschaft. Im nahegelegenen Werk Brescia sinkt die Produktion aber, weil die Nachfrage nach Fahrzeugen der mittelschweren Baureihe Euro Cargo seit einiger Zeit zurückgeht. Bis Ende nächsten Jahres sollen bis zu 600 Mitarbeiter des Werks Brescia daher in Suzzara eine neue Tätigkeit finden.
In Deutschland, dem volumenstärksten Markt Europas, will Iveco den Vertrieb ausbauen, auch personell. Davon dürfte der Standort Unterschleißheim profitieren.