Vincerò - zeit.de, 01.07.2015
Fiat-Chef Sergio Marchionne hält sich nicht auf mit Emotionen, also auch nicht mit Autos, nicht einmal, wenn sie der erste Alfa Romeo seit fünf Jahren und der Nukleus für die Zukunft sind
Als zur Vorstellung der neuen Giulia im Mailänder Alfa-Museum der Sechszylinder kurz zum Leben erwacht und sein Vincerò derart kraftvoll ins Publikum schmettert, dass die von ihren Stühlen aufspringenden Zuschauer nicht mehr wissen, ob der phantastische Andrea Bocelli oder die vier Endrohre des Alfa für die Gänsehaut verantwortlich sind, schreitet der Chef des Ganzen im gewohnt dunkelgrauen Pullunder ans Pult und spricht: „Ja, danke.“
Prompt erstickt das Aggregat mit einem letzten gewollten Fehlzündungs-Knall. Sergio Marchionne hält sich nicht auf mit Emotionen, also auch nicht mit Autos, nicht einmal, wenn sie der erste Alfa Romeo seit fünf Jahren und der Nukleus für die Zukunft sind. „Sie wissen“, lässt er seine Zuhörer keine Sekunde im Unklaren, „ich bin in der Welt der Wirtschaft und der Zahlen zu Hause. Hätten wir mit Fiat nicht die Brücke zu Chrysler nach Amerika geschlagen, hätten wir niemals die Mittel aufgetrieben, um diese Giulia zu bauen.“
Das sitzt und warnt alle, die glauben, ein bisschen Morgenluft mache schon einen Sommer. Wagemut und Vision sind dem machtbewussten, rücksichtsarmen und mit Charisma versehenen Mann gegeben, auch das Glück ist ihm bislang hold. Es sieht so aus, als widerlege Marchionne die These, nur Ingenieure mit Benzin im Blut könnten Autokonzerne zum Erfolg führen. Darauf ein Vincerò.
https://www.youtube.com/watch?v=fZhoNw4q6bI