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schneemann

Suchtbolzen

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Donnerstag, 12. September 2013, 23:31

IAA-Absage treibt Fiat-Aktienkurs

IAA-Absage treibt Fiat-Aktienkurs - faz.de, 09.09.2013

Keine Zeit für die IAA: Nach der überraschenden Absage von Fiat-Chef Marchionne bei der weltgrößten Automesse in Frankfurt treiben Spekulationen den Aktienkurs nach oben.

Die Absage von Fiat-Chef Sergio Marchionne bei der diesjährigen Automobilausstellung IAA hat an diesem Montag den Aktienkurs des Autobauers getrieben. An der Börse in Mailand stieg der Aktienkurs am Montagmittag um vier Prozent. Zuvor hatte Konzernchef Sergio Marchionne überraschend mitgeteilt, nicht zur IAA zu reisen. Seine Arbeitsverpflichtungen erlaubten es ihm nicht, auf der am Donnerstag startenden IAA teilzunehmen, sagte ein Sprecher.

Händlern zufolge spekulierten Investoren nun darüber, ob Marchionne womöglich an einem „Deal“ arbeite. Möglicherweise verhandle Marchionne mit einem Gesundheits-Fonds über den Kauf einer Chrysler-Beteiligung. Fiat kontrolliert bereits den drittgrößten amerikanischen Autobauer.

Die Fiat-Spitze unter Marchionne verlangt unterdessen von der italienischen Regierung eine rechtliche Neuregelung der Gewerkschaftsrechte in den Fabriken und Unternehmen. Anderenfalls droht Fiat, früher Italiens größter Industriekonzern, mit dem Rückzug aus dem Land.

„Die Rechtssicherheit in einer derart delikaten Materie wie die der Gewerkschaftsvertretungen und der Vertragssicherheit ist eine unabänderliche Bedingung für die Weiterführung des industriellen Engagements in Italien“, heißt es in einer offiziellen Mitteilung, mit der Fiat auf einen Etappensieg der kommunistischen Metallarbeitergewerkschaft Fiom-CGIL antwortet. Sie hat den Fiat-Konzern mit mehr als 60 Prozessen zum Arbeitsrecht und Vertretungsrecht der Gewerkschaften überzogen und hat nun vor dem Verfassungsgericht recht bekommen. Dabei wurde eine Regelung für ungültig erklärt, die Gewerkschaften nur dann den Zutritt zu Betrieben und Belegschaften einräumt, wenn sie mit den Unternehmen Vereinbarungen abgeschlossen haben.

Die beanstandete Regel widerspricht aus Sicht des Verfassungsgerichts der Gewerkschaftsfreiheit. Als pikant wird dabei in Italien der Umstand angesehen, dass die gekippten Rechtsvorschriften in der Praxis von den drei großen italienischen Gewerkschaften, damit auch von der CGIL, im „Statut der Arbeiter“ von 1970 formuliert und 1995 mit Zutun der Fiom bei einer Volksabstimmung modifiziert worden waren. Mit der Vorschrift wollten sich die großen Gewerkschaften gegenüber kleineren Splittergruppen exklusive Vertretungsrechte sichern. Doch zuletzt lag diese Regelung nicht mehr im Interesse der radikalsten Metallarbeitergewerkschaft Fiom, denn sie hatte sich seit 2010 vehement gegen betriebliche Vereinbarungen mit Fiat gewandt

Fiat besteht auf Rechtssicherheit

Dagegen hatte Geschäftsführer Marchionne solche Abkommen zur Bedingung für Investitionen gemacht, zum ersten Mal 2010 im ehemaligen Alfasud-Werk Pomigliano bei Neapel. Fiat unterzeichnete das erste Abkommen - unter anderem mit der Androhung von Karenztagen bei überdurchschnittlichem Krankenstand am Montag und Freitag - mit zwei anderen großen Metallgewerkschaften, der CISL und der UIL. Die Mehrheit der Belegschaft stimmte dann für das Abkommen. Weil Fiat zudem aus dem Arbeitgeberverband austrat, kamen die Regeln zur Geltung, mit denen schließlich die kommunistische Fiom-CGIL aus der Fabrik ausgeschlossen wurde.

Nach dem Urteil des Verfassungsgerichts bietet Fiat dieser Gewerkschaft nun an, in die Fabriken zurückzukehren, will aber im Gegenzug die Anerkennung der von den Mitarbeitern abgesegneten Vereinbarungen. Die Fiom-CGIL fordert dagegen Verhandlungen über alles, einschließlich der Strategie von Fiat. Die Fiat-Spitze besteht auf Rechtssicherheit für die alten Betriebsabkommen und droht, Investitionen für die Produktion künftiger Alfa-Romeo-Modelle im Fiat-Stammwerk Turin oder im Werk Cassino südlich von Rom zu stoppen. Allein diese beiden Fabriken beschäftigen offiziell 9500 Mitarbeiter, derzeit größtenteils auf „Kurzarbeit null“.

Von Taktik und Politik geprägt

Während der Arbeitgeberverband mit den drei Gewerkschaften, auch der CGIL, einen Aufruf an die Regierung unterzeichnet hat mit der Forderung nach Steuersenkungen, Industriepolitik und Verfassungsreformen, geben sich im Falle von Fiat die Gegner eher unversöhnlich. Der sozialpolitische Sprecher von Mario Montis Partei namens Giuliano Cazzola, früher selbst Gewerkschaftsfunktionär der CGIL, sieht hinter dem Streit eine „krankhafte Ideologisierung“. Die Spitze der Metallarbeitergewerkschaft Fiom suche sich als Sprecher eines Sammelbeckens linker Bewegungen zu profilieren, sagt Cazzola. „Ich bezweifle, dass die Metaller in der CGIL überhaupt noch eine Gewerkschaft sind.“

Wie sehr die Auseinandersetzung von Taktik und Politik geprägt ist, zeigt schließlich der letzte Zug von Fiat: Geschäftsführer Marchionne versucht, sich als konstruktiv zu präsentieren und vereinbarte mit den beiden Gewerkschaften CISL und UIL bis 2015 Investitionen von 1 Milliarde Euro für den Umbau des Turiner Stammwerks in eine Fabrik für Luxusgeländewagen. Damit hat nun die radikale Gewerkschaft Fiom-CGIL die Wahl, entweder klein beizugeben oder aber mit dem Festhalten an der konfliktreichen Strategie, mit Rückkehr zu wilden Streiks und Sabotageaktionen endgültig die Verantwortung für den Abzug von Fiat zu übernehmen.


schneemann

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Donnerstag, 12. September 2013, 23:36

RE: IAA-Absage treibt Fiat-Aktienkurs

Die riskante Fiat-Wette - autohaus.de, 11.09.2013

Zur IAA fährt man nicht mit leeren Händen. Ob Elektroantrieb, Cabrio oder SUV – ohne Weltneuheit lässt sich kein großer Hersteller auf der Leitmesse der Autobranche sehen. Nur einer hat nichts: Fiat. Auf dem Messestand der Italiener steht kein neues Modell, während die Konkurrenz trotz oder gerade wegen Europas Absatzflaute die Muskeln spielen lässt. Selbst Konzernchef Sergio Marchionne blies seinen IAA-Besuch völlig überraschend ab und ließ alle Presse-Termine platzen. Drohen dem Konzern etwa neue Probleme? Zumindest ist der Messeauftritt ein Abbild des Fiat-Kurses durch die Krise: Neuheiten und Erfolgsmeldungen muss man mit der Lupe suchen.

Vor allem die Verkaufszahlen der Tochtermarken sind auf dem Heimatkontinent desaströs. Alfa Romeos Absatz brach alleine in den ersten sieben Monaten dieses Jahres um ein Drittel ein, Lancia verlor ein Viertel. Beide Marken trifft der Modellmangel besonders hart: Lancia hat nur fünf Autos im Programm, Alfa gerade zwei. Der Marktanteil des Konzerns sackte seit 2011 um zwei Prozentpunkte ab. Trotzdem warten die Händler vergeblich auf neue Modelle.

Und ihre Nerven dürften weiter strapaziert werden. Denn Fiat-Chef Marchionne spielt eine riskante Wette: Er setzt darauf, dass die Konkurrenz mit ihren Modelloffensiven während der Flaute ihr Pulver verschießt. Fiat soll mit Neuheiten punkten, sobald die Nachfrage wieder anzieht und die Konkurrenz ältere Modelle im Markt hat. Die notwendigen Körner für die Zwischenzeit soll die profitable US-Tochter Chrysler liefern. Geht die Rechnung auf, könnte Fiat zum Gewinner der Krise werden.

Das Feld von hinten aufrollen

Denn viele Hersteller kalkulieren so: Wer jetzt Marktanteile verliert, muss sie nach der Krise teuer zurückerobern. Also kämpfen die Konzerne mit allen Mitteln um die verbliebenen Kunden. Die schmerzhafte Rabattschlacht in Europa ist die logische Folge. Natürlich mischt auch Fiat dabei mit. Aber Marchionne will zumindest seine neuen Modelle vor diesem "Blutbad" schützen.
Berater Christoph Stürmer von IHS Automotive hält die Strategie nicht für aussichtslos. "Die Erfahrung zeigt: Sobald Märkte wieder anziehen, geraten Marktanteile häufig schnell in Bewegung", sagt er. Wenn Fiat also unter anderem seine Produktionskapazitäten halten kann, könnten die Italiener am Ende das Feld von hinten aufrollen.

Ist dieser Kurs von langer Hand geplant? "Das ist sicher ein Stück weit aus der Not geboren", meint Autoexperte Stefan Bratzel. Denn das Europageschäft steckt tief in den roten Zahlen, der hochverschuldete Konzern muss sparen. So erklärt sich Bratzel auch die Durststrecke der Marken. Durch leere Kassen dürfte es auch an Entwicklungskapazitäten für eine frische Modellpalette gefehlt haben.
Neue Modelle erst 2015

Den nächsten Modellschwung plant Marchionne erst für 2015. Dann sollen neun neue Autos bei Fiat, Alfa und Lancia an den Start gehen. Im Moment geht dagegen nur der Fiat 500 mit seinen Ablegern als frisch durch. Das reicht nicht, um in Europa Geld zu verdienen– aber vielleicht, um nicht mehr als notwendig zu verlieren. Denn der Konzern braucht einen langen Atem, um seine Kapazitäten für die Zeit nach der Krise aufrecht zu erhalten. Und er braucht die Gunst der Märkte.

Denn trotz jüngster Anzeichen für eine Erholung weiß niemand, ob die Nachfrage in Europa in näherer Zukunft tatsächlich anzieht. So lange muss Chrysler die malade Mutter durchfüttern. "Man hat im Moment enorm Glück, dass der US-Markt so gut läuft", sagt Bratzel.

Ehrgeizige US-Pläne

Ambitionierte Pläne hat Marchionne stattdessen für die USA: Die Marke Alfa Romeo soll den Markt erobern, ihren weltweiten Absatz bis 2016 auf 300.000 Autos verdreifachen und sogar BMW oder Daimler angreifen. Doch bei Alfa herrscht weiterhin Modellmangel. Für die Hoffnungsträger namens Giulia und Alfetta gibt es noch immer keinen Erscheinungstermin. Außerdem hängt der Zeitplan bei der wichtigen Komplettübernahme von Chrysler.
Aus Unternehmenskreisen ist zu hören, dass der Chef persönlich das Giulia-Design noch einmal ändern ließ, weil es ihn nicht restlos überzeugte. Denn in den USA habe man nur einen Versuch für einen erfolgreichen Alfa-Einstand. Den dürfe man nicht aufs Spiel setzen.
Ähnlich einmalig könnte die Chance für ein Comeback in Europa sein. Denn die Marken haben zuletzt arg gelitten: Lancia besteht zum größten Teil aus US-Modellen, die einen neuen Namen bekamen. So wird der fünf Meter lange und zwei Tonnen schwere Chrysler 300 hier als Lancia Thema verkauft. Das schreckt viele Fans der italienischen Marke ab. Alfa muss sich nach der langen Durststrecke ohne Neuheiten sein Image genauso zurückholen, um wieder wahrgenommen zu werden. "Man gerät schrittweise in Vergessenheit", mahnt
Bratzel. Auf diese Weise könnte der geplante Neustart doch zum Rohrkrepierer werden.