Börsengang von Chrysler soll noch 2013 starten - handelsblatt.com, 31.07.2013
Ein Börsengang des US-Autobauers Chrysler rückt näher. Im November sollen die nötigen Papiere eingereicht werden. Doch zunächst müssen in Anhörungen noch offene Fragen geklärt werden.
Die italienische Konzernmutter Fiat will noch in diesem Jahr für die Tochter Chrysler einen IPO-Antrag stellen. Die notwendigen Dokumente würden im November bei der Börsenaufsicht SEC eingereicht, sagte Finanzchef Richard Palmer. Auch bei der geplanten Übernahme der restlichen Chrysler-Anteile kommt Fiat voran. Das Unternehmen errang im Streit über den Preis mit dem US-Gewerkschaftsfonds Veba einen juristischen Etappensieg. Ein US-Gericht entschied in der Nacht auf Mittwoch in zwei zentralen Fragen zugunsten von Fiat. Dabei geht es um die Bewertung von Chrysler und damit um den Preis für die verbliebenen 41,5 Prozent des Fonds, der die Krankenkassen-Kosten der Chrysler-Rentner trägt.
„Offensichtlich werden wir bis Ende des Jahres in der Lage sein, den Börsengang voranzutreiben”, sagte Konzernchef Sergio Marchionne am Dienstag. Fiat hatte sich 2009 nach der vom US-Staat abgesicherten Blitzinsolvenz an Chrysler beteiligt und seine Beteiligung dann schrittweise zu einer Mehrheit von 58,5 Prozent aufgestockt. Marchionne will beide Unternehmen enger verzahnen, um Kostenvorteile besser auszuschöpfen. Kürzlich deutete er sogar an, nach einer Komplettfusion womöglich den Firmensitz in die Niederlande zu verlegen. Dort zieht es viele ausländische Unternehmen hin, weil sie sich steuerliche Vorteile erhoffen.
Schon jetzt sorgen die Gewinne im US-Geschäft von Chrysler dafür, dass Fiat Verluste auf dem krisengeschüttelten Heimatmarkt Europa wegstecken kann. Doch zuletzt zeigte auch Chrysler wieder Schwächen. Das US-Unternehmen schraubte am Dienstag seine Gewinn- und Absatzprognose für 2013 nach unten. Fiat konnte dagegen dank des Sparkurses seine Verlust in Europa verringern.
Bei dem Einstieg bei Chrysler hatte sich Fiat das Recht gesichert, ein Aktienpaket von 16,6 Prozent von der Veba zu erwerben. Der Preis sollte durch ein damals festgelegtes Verfahren festgelegt werden. Ein Streit über die Rechenmethode verhinderte aber eine Einigung. Als Fiat 2012 einen ersten Anteil von Veba kaufen wollte, geriet man sich die Haare und zog vor Gericht. Nun urteilte ein US-Richter bei einer der fünf Kaufoptionen für das Aktienpaket zugunsten von Fiat. Die noch offenen Fragen müssten bei Anhörungen geklärt werden. Fiat zeigte sich zuversichtlich, sich auch hier durchzusetzen. Die unterschiedlichen Berechnungsmethoden beider Seiten können einen Preisunterschied von bis zu einer Milliarde Dollar ausmachen. Analysten schätzen, dass Fiat für den Veba-Anteil 4,5 Milliarden Dollar auf den Tisch legen muss.