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schneemann

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  • »schneemann« ist der Autor dieses Themas

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Mittwoch, 13. Februar 2013, 12:07

Spart Marchionne Fiat kaputt?

Spart Marchionne Fiat kaputt? - wiwi.de, 08.02.2013

Fiat-Chef Sergio Marchionne spielt ein riskantes Spiel. Während die anderen Volumenhersteller trotz Krise mit neuen Modelle aufwarten, streicht er das Portfolio zusammen. Ein genialer Schachzug oder schlichter Wahnsinn?

Wohin auch immer der Fiat-Boss seinen Blick richtet - in keinem europäischen Markt entdeckt er ein positives Zeichen. Im vergangenen Jahr hat Fiat in Europa 16 Prozent weniger Autos verkauft als im Vorjahr. In Italien wurden 20 Prozent weniger Neuwagen zugelassen als im Vorjahr. Noch dramatischer sind die Einbrüche in Portugal und Griechenland, wo der Markt um rund 40 Prozent schrumpfte. Gut, dass der Italo-Kanadier die US-Marke Chrysler sein Eigen nennt.

Vor knapp vier Jahren kaufte sich Marchionne bei dem kurz vor der Pleite stehenden Autobauer aus Übersee ein, investierte Millionen. Dass Chrysler sich derart positiv entwickeln würde, war längst nicht sicher. Jetzt zahlt sich das riskante Investment aus. Satte 18 Prozent mehr Autos aus dem Hause Chrysler, zu dem auch die Marken Jeep und Dodge zählen, setzte der Konzern 2010 in den USA ab. Chrysler legte damit stärker zu als Ford und General Motors.

Sparen am falschen Ende

So retten die Amerikaner die Europäer, denn ohne Chrysler hätte Fiat einen Verlust von 1,4 Milliarden Euro ausweisen müssen - 2011 machten die Italiener noch einen Gewinn von gut einer Milliarde Euro. Mit dem Big Brother aus Michigan im Rücken lebt es sich in Zeiten der Absatzkrise in Europa leichter, doch auf Dauer kann Marchionne Fiat nicht mit den Millionen aus den USA über Wasser halten.

Also tut er, was nötig ist und spart. Doch das Ende scheint das falsche. Denn Marchionne setzt den Rotstift in erster Linie bei den Modellen an und nicht bei den Werken. Die Einführung des neuen Grande Punto und des Bravo hat er auf frühestens 2014 verschoben, die Investitionen in Europa um 500 Millionen Euro gekürzt. Werksschließungen gab es nur bei Nutzfahrzeugtochter Iveco. Einzig ein kleines sizilianischen Fiat-Werk schloss im Pkw-Segment Ende 2011 die Pforten. Dabei leidet Fiat unter massiven Überkapazitäten. Bis zu 15 Prozent der Kapazitäten will Marchionne nun mit dem Bau von Exportfahrzeugen auffüllen - allen voran mit Jeep-Modellen, die dann in Melfi produziert würden. Doch das reicht längst nicht. Die Auslastung der Pkw-Werke liegt aktuell nur noch bei 50 bis 60 Prozent. Das belegen Zahlen des Prognoseunternehmens IHS Automotive.

Stefan Bratzel vom CAM Center of Automotive Management kommentiert: "Ich denke, Marchionne wird nicht darum herum kommen, ein Werk zu schließen, auch wenn es sehr schwierig wird." Die anderen Volumenhersteller haben längst Nägel mit Köpfen gemacht. Ford hat Werke in Belgien und Großbritannien geschlossen, Peugeot-Citroen schließt das Werke in Aulnay bei Paris, bei Opel stehen Rüsselsheim und Bochum auf der Abschussliste. Marchionne verspricht derweil, es werde keine Werksschließungen in Italien geben. In Grugliasco hat er sogar vor wenigen Tagen ein neues Werk für die Fiat-Marke Maserati eingeweiht. Verkehrte Welt? Ein neues Werk in der Krise? Wie kann das sein?

Marchionne hat keine Alternative

Der Fiat-Chef steht unter enormem Druck. Der Konzern ist der größte private Arbeitgeber in Italien. Inklusive der Industrie- und Nutzfahrzeugsparte arbeiten mehr als 66.000 Menschen für ihn. Rund 43.000 stehen an Stanzen und Bändern in den Werken in Melfi, Mirafiori, Cassino, Pomigliano d'Arco und Termini Imerese. Im stolzen Italien ein Werk schließen zu wollen, gleicht dem Vorschlag, den Papst zu verbannen. Und Marchionne ist klar, dass eine Schließung zum jetzigen Zeitpunkt große Symbolkraft hätte.

Fiat fehlen die Zugpferde

Die Krise ist noch lange nicht überwunden. Die Jugendarbeitslosigkeit in Italien liegt bei weit über 25 Prozent. Jetzt 5000 oder gar 20.000 Arbeiter nach Hause zu schicken, scheint ein Ding der Unmöglichkeit. In dieser brenzligen Situation habe Marchionne gar keine andere Wahl gehabt, meint Ferdinand Dudenhöffer vom CAR Center Automotive Research. "Modelle zu verschieben, war das einzige, was er machen konnte. Die Kosten müssen irgendwie runter und mit den Gewerkschaften hat er schon verhandelt."

Doch gerade jetzt die Produktpalette weiter auszudünnen, könnte Fiat auf lange Sicht den Todesstoß versetzen.

In diesem Jahr bringt Fiat in Deutschland den Fiat 500 L - einen familientauglichen Van mit bis zu sieben Sitzen - sowie den Fiat 500 L Tracking, eine auf SUV-getrimmte Variante des Vans, auf den Markt. Das war's. General Motors-Tochter Opel steckt ebenso im Absatzloch, ist aber gleich mit drei brandneuen Modellen am Markt: Dem Adam, der in diesem Jahr als Cabrio kommen soll, dem SUV Mokka und dem eleganten Cabrio Cascada. Dagegen fällt Fiat ab. Auf rasant steigende Marktanteile darf Marchionne nicht hoffen. "Bei Fiat fehlen die Zugpferde, da wird erst 2015 wieder etwas Neues kommen", urteilt Christoph Stürmer von IHS Automotive. "In einer solchen Krise hilft nur Mut. Fiat hat in der Vergangenheit bewiesen, dass sie überraschende Konzepte präsentieren können. Der erste Uno etwa kam sensationell an."

Experten prophezeien weiteren Verlust von Marktanteilen

Von diesem Mut ist derzeit nichts zu spüren. Fiat vertritt die Position, dass es sich nicht lohnt, neue Modelle für einen toten Markt zu produzieren. Im vergangenen Jahr konnten aber genau die Hersteller Marktanteile gewinnen, die ihre Produktpalette trotz Absatzkrise ausgeweitet haben - so etwa die koreanischen Hersteller Hyundai und Kia.

Auto-Experte Dudenhöffer geht davon aus, dass Fiat nach der Krise nochmals deutlich Marktanteile verlieren wird. Stefan Bratzel sieht in der aktuellen Entwicklung gar die Vorboten für eine Konsolidierung der Automobilbranche. Nur die finanzstarken und global aufgestellten Konzerne schaffen es in Krisenzeiten in lahmen Märkten weiter mit neuen Modellen auf Kundenfang zu gehen. Stürmer beobachtet etwa Volkswagen. "VW bleibt konsequent bei seinem Produktplan. In schlechten Zeiten gewinnen sie damit Marktanteile, in guten fahren sie die Ernte ein." Die kleineren Hersteller haben langfristig immer weniger Chancen. Marchionne machte seiner Wut auf die Branchenriesen Mitte letzten Jahres unverblümt Luft: VW richte mit seiner Rabattschlacht auf dem europäischen Markt "ein Blutbad bei den Preisen und Margen an".

Hoffnung Alfa Romeo

Fiat hat wichtige Entwicklungen für eine erfolgreiche Zukunft angestoßen. Dem Konzern fehlt zum Beispiel noch eine ausgefeilte Modulbauweise, wie sie Volkswagen derzeit perfektioniert. Stefan Bratzel: "Marchionne braucht gute Ingenieure und gute Prozesse. Bis Fiat soweit ist, wird es aber noch Jahre dauern." Marchionne weiß, dass Fiat die Schlagkraft fehlt, um gegen Riesen wie Toyota, VW oder GM anzukommen. In China - dem Wachstumsmarkt der Branchen - tut sich der Konzern noch extrem schwer. Die Hoffnung liegt auf der chinesischen Guangzhou Automobile Group. Gerade hat Fiat die Zusammenarbeit mit dem Partner ausgeweitet und will künftig gemeinsam Jeeps in China bauen. Bisher läuft die Mittelklasselimousine Fiat Viaggio in einer gemeinsamen Fabrik vom Band - mit einem Volumen von 140.000 Stück ist die Produktion noch sehr überschaubar.

Weitere zarte Banden hat Marchionne mit dem japanischen Autobauer Mazda geknüpft. Der neue Alfa Spider, der 2015 erwartet wird, wird gemeinsam mit dem dann weitgehend baugleichen Schwestermodell Mazda MX-5 im Werk Hiroshima vom Band laufen. Optisch sollen sich die Modelle aber klar unterscheiden und auch unterschiedliche Motoren bekommen. Alfa Romeo-Fans fürchteten eine Verwässerung der Kult-Marke.

Nichts fürs Massengeschäft

Autoexperte Bratzel sieht in der Kooperation ein "Zugeständnis an die Realitäten". Marchionne sei klar, dass man Fahrzeuge nur bauen kann, wenn man die entsprechende Stückzahlen generiert. "Das muss nicht mit der Verletzung der Markenpersönlichkeit einher gehen." Der Marke Alfa Romeo führte unter Fiat lange ein Schattendasein, obwohl sie gemeinhin als hochemotional und interessant gilt. VW-Patriarch Ferdinand Piech hat ein Auge darauf geworfen, blitzt bei Marchionne aber regelmäßig ab. Wenn Fiat in den kommenden Monaten mit einem Modell punkten kann, dann zweifellos mit dem neuen Alfa Romeo 4 C. Im Massengeschäft wird der sportliche Flitzer aber ebenso wenig taugen, wie die Nobelmarken Maserati und Ferrari, die ebenfalls unter dem Fiat-Dach leben.

Fiat muss also darauf hoffen, dass seine Fiat L-Modelle auf dem europäischen Markt einschlagen wie eine Bombe und sein zweifelsohne erfolgreicher Fiat 500 in den USA weiter zulegt. In den USA haben die Italiener im vergangenen Jahr 44.000 Stück des Modells verkauft - mehr als BMW vom vergleichbaren Mini oder Mercedes von Smart absetzen konnte. Marchionne will mit Fiat ausharren, bis die Krise vorbei ist.

Bis dahin will er weiter mit der italienischen Regierung verhandeln, mit Gewerkschaften sprechen und versuchen, die Arbeitsplätze in den italienischen Werken zu erhalten. Erst für 2016 geht er davon aus, den Break-Even-Point in Europa zu erreichen.