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US-Tochter soll komplett übernommen werden - handelsblatt.com, 30.05.2012

Fiat Industrial will seine Agrargeräte-Tochter CNH wieder komplett aufkaufen. Ein entsprechendes Angebot wurde am Mittwoch unterbreitet. Derzeit hält Fiat Industrial 88 Prozent an CNH.

Fiat Industrial will seine Agrargeräte-Tochter wieder komplett übernehmen.
Mailand. Der Nutzfahrzeugbauer Fiat Industrial will seine Agrargeräte-Tochter wieder ganz unter seine Fittiche nehmen. Dem US-Konzern CNH wurde nach Angaben von Mittwoch ein entsprechender Vorschlag unterbreitet. Fiat Industrial hatte in jüngster Zeit vor allem von den guten Geschäften seiner Agrargeräte-Tochter profitiert.

Die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Maschinen stieg zuletzt in vielen Ländern der Welt kräftig. Gemeinsam wollen sich die beiden Unternehmen auf Nordamerika konzentrieren. Zudem will der Industriekonzern Fiat Industrial, der im vergangenen Jahr vom Fahrzeugbauer Fiat abgespalten worden war, seine Strukturen vereinfachen.

Fiat Industrial hält derzeit 88 Prozent an CNH. Die komplette Wiedereingliederung des US-Herstellers soll bis Jahresende abgeschlossen sein, hieß es in einer Firmenpräsentation. Laut Fiat Industrial soll das gemeinsame Unternehmen in New York und Europa an der Börse notiert werden.

Anleger könnten nicht mit einem Aufschlag rechnen, da die Kosteneinsparungen durch den Zusammenschluss minimal seien. Bei Fiat Industrial erhofft man sich leichteren Zugang zu Krediten und mehr Flexibilität bei künftigen strategischen Schritten.

Fiat düpiert Italien - ftd.de, 31.05.2012

Eigentlich ist Fiat Italien pur. Doch Vorstandschef Marchionne zieht es an den US-Kapitalmarkt. Deshalb verlegt das Lastwagengeschäft den Sitz in die Niederlande und die Börsennotierung nach New York.

Fiat entfernt sich weiter aus dem Heimatland Italien. Die Industriesparte Fiat Industrial soll über einen Aktientausch mit dem Landmaschinenhersteller CNH verschmolzen werden, an dem sie bereits 88 Prozent hält. Die neue Gesellschaft soll ihren Sitz in den Niederlanden haben und in New York gelistet werden. Derzeit ist Fiat Industrial in Italien zu Hause und an der Mailänder Börse gelistet.

Von der neuen Struktur erhofft sich Fiat-Vorstandschef Sergio Marchionne einen besseren Zugang zum amerikanischen Kapitalmarkt. "Diese Transaktion setzt die Vereinfachung der Fiat-Welt fort", sagte Marchionne, der auch Aufsichtsratspräsident der Industriesparte ist, am Mittwoch. Der fusionierte Konzern wäre hinter Caterpillar und Volvo die Nummer drei weltweit bei Industriegütern. Großaktionär Exor, die Holding der Fiat-Gründerfamilie Agnelli, befürwortet den Plan, der Aufsichtsrat von CNH hat darüber noch nicht entschieden.

Italien dürfte über die Ankündigung alarmiert sein. Dem Land droht 2012 eine schwere Rezession, es wird mit einem Einbruch der Wirtschaftsleistung um 1,5 bis zwei Prozent gerechnet. Auch 2013 dürfte hart werden. Die Arbeitslosenquote liegt bei knapp zehn Prozent. Fiat, der größte Arbeitgeber, kritisiert schon seit Langem den rigiden Arbeitsmarkt und die bürokratischen Hürden. Mit der Gewerkschaft Fiom liefert sich Marchionne regelmäßig heftige Wortgefechte. Immer wieder wird deshalb über einen Abschied des Konzerns aus der Heimat spekuliert.

Die Fusion von Fiat Industrial und CNH könnte langfristig eine Blaupause für den Zusammenschluss von Fiat mit Chrysler sein. Die Italiener halten an dem US-Autobauer 58,5 Prozent und wollen weiter aufstocken. Da der Absatz in Europa in der Schuldenkrise extrem schwach ist - die Verkaufszahlen in Italien bewegen sich auf dem Niveau der 80er-Jahre -, ist Chrysler inzwischen zur Hauptertragsquelle für die Italiener avanciert. Es ist nicht auszuschließen, dass der Sitz des Fiat-Chrysler-Konzerns irgendwann nicht mehr Turin, sondern Detroit heißen wird.

Mit der Verschmelzung von Fiat Industrial und CNH will Marchionne erst einmal dem Aktienkurs einen Schub geben. Derzeit werden Fiat Industrial - dort ist unter anderem das Lastwagengeschäft von Iveco gebündelt - und CNH mit einem Bewertungsabschlag gegenüber den Konkurrenten Scania, MAN, John Deere und Caterpillar gehandelt. "Wir leiden unter einem Discount für Holdinggesellschaften", sagte Marchionne. Zwar sei die Industriesparte im Januar 2011 extra aus dem Konzern herausgelöst worden. "Das hat aber daran nichts geändert."

Als eine Einheit dürften Fiat Industrial und CNH, so die Hoffnung Marchionnes, sich leichter bei der Kapitalaufnahme tun. "Das wird den Effekt haben, dass sich die Verschuldungskosten reduzieren werden", sagte David Arnold, Analyst bei Credit Suisse. Noch stehen die Details des Aktientauschs nicht fest. Die Konditionen sollen auf Basis des Aktienpreises in den Monaten März und April festgelegt werde. "Weder die Aktionäre von CNH noch diejenigen von Fiat Industrial werden eine Prämie bekommen, da die Kosteneinsparungen minimal sein dürften", hieß es in der Mitteilung. Der Wert des Anteils der CNH-Minderheitsaktionäre wird auf 1,15 Mrd. Dollar geschätzt.

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Neben den finanziellen Vorteilen dürfte die Fusion auch eine engere Zusammenarbeit zwischen den beiden Unternehmen mit sich bringen. Die Auslandstöchter und die Finanzabteilungen könnten besser kooperieren, sagte Marchionne am Mittwoch. CNH hätte so auch direkten Zugang zu dem technischen Know-how der Fiat-Industrial-Tochter FPT.

Die Industriesparte setzte im ersten Quartal 5,8 Mrd. Euro um. Das entspricht einem Anstieg von 9,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Mit Abstand den größten Beitrag leistete CNH mit 3,8 Mrd. Euro. Zu den bekanntesten Produkten zählen zum Beispiel die Erntemaschinen von New Holland und Bagger von Case.