Fiat Panda 0.9 Twin Air - Kurve statt Kante - ftd.de, 20.12.2011
Der Kleinraumtransporter aus Studenten- und WG-Zeiten geht ab März in die nächste Runde: Die Italiener haben ihren Mini gründlich überarbeitet - und ihm endgültlig die einst so typischen Kanten abgeschliffen. Ein Alltagstest.
Eine Kiste mit klaren Kanten und kargem Inhalt ist der Fiat Panda schon lange nicht mehr. Schon in der zweiten Generation hatten die Designer den Italiener rundgespült. Im Frühjahr 2012 kommt nun die dritte Auflage des Kleinwagens auf die Straße. Und die ist noch einmal deutlich kurviger geraten.
6,4 Millionen Exemplare sind vom Band gelaufen, seit der Panda vor 31 Jahren auf den Markt gerollt ist. Neben dem Fiat 500 ist der Panda die zweite große Säule, auf der die Marke in den vergangenen Jahrzehnten ruhte. Anders als das aktuelle Modell, wird der neue Panda nicht mehr in Polen montiert, sondern in einem komplett runderneuerten Werk von Fiat in Pomigliano d'Arco unweit von Neapel.
Mehr Platz für Passagiere in der zweiten Reihe
Der Panda hat mit seiner Länge von 3,55 Metern an Statur gewonnen. Der Radstand ist mit 2,3 Metern praktisch gleich geblieben. Das Größenwachstum macht sich im Innenraum - gemeinsam mit den dünner konstruierten Rücklehnen der Vordersitze - positiv bemerkbar: Der Panda ist zwar nach wie vor ein Kleinstwagen, aber vier Erwachsene kommen auf kurzen bis mittleren Strecken zurecht. Um aber auf Dauer wirklich entspannt zu sitzen, sind die Sitzflächen vorn zu kurz, die Rücklehnen hinten zu steil. Immerhin sind die Rücksitze - gegen Aufpreis - einzeln verschiebbar. Ebenfalls als kostenpflichtiges Extra wird der Fahrersitz höhenverstellbar. Das Lenkrad lässt sich in der Neigung, jedoch nicht in der Tiefe justieren.
Je nach deren Konfiguration entscheidet sich, wieviel Ladevolumen man zur Verfügung hat. Im Normalfall fasst der Kofferraum 225 Liter. Mit nach vorne geschobenen Rücksitzen (maximal 21 cm) wächst das Fassungsvermögen auf 260 bis 870 Liter.
Beim Design des Innenraums zeigt sich der Panda ungewohnt wohnlich. Das Armaturenbrett ist bunt und markant gestylt. Vorherrschende Grundfigur ist das abgerundete Quadrat. Über allem sitzt das transportable Tom-Tom-Navigationssystem, das auch Funktionen des Fahrzeugs steuert. Der Hebel der 5-Gang-Schaltung liegt erhöht in Griffnähe auf der Mittelkonsole und lässt sich präzise schalten. Ablagen gibt es reichlich.
Unter der Fronthaube arbeitet zum Modellstart im März 2012 der 0,9 Liter große Twin-Air-Motor mit 63 kW/85 PS und einem maximalen Drehmoment von 145 Nm ab 1900 U/min. Nach wie vor tönt es im Twin-Air-Panda eher nach Mofa als nach Sportwagen. Und viel leiser als beim Vorgänger geht es gefühlt auch nicht zu.
Immerhin schiebt der kleine Motor den nicht einmal eine Tonne schweren Panda mit nachdrücklicher Kraft voran. In der Stadt hat man kaum einmal das Gefühl, untermotorisiert unterwegs zu sein. Die Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 in 11,2 Sekunden reicht dort auch aus. Mit etwas Anlauf sind 177 Stundenkilometer drin. Das Mitschwimmen im normalen Verkehr auf der Autobahn wird so nicht zum Problem. Deutlich mehr Antritt wünscht man sich dagegen auf Landstraßen, wenn es ans Überholen von Lastwagen geht.
Der Twin-Air-Turbo kommt im Normalmodus mit 4,2 Litern Super auf 100 Kilometern aus. Nicht wirklich sensationell wenig und weit weg vom 3-Liter-Auto. Zumindest theoretisch lässt sich beim Fiat der Verbrauch mit dem Druck auf eine Eco-Taste noch leicht auf 4,1 Liter senken. Der Tastendruck reduziert die Leistung auf 57 kW/77,5 PS und das maximale Drehmoment auf 100 Nm. Neben dem Zweizylinder-Turbo will Fiat den Panda im kommenden Jahr auch mit einem Saugmotor mit ebenfalls zwei Zylindern auf den Markt bringen. Der soll 48 kW/65 PS und ein maximales Drehmoment von 88 Nm bei 3500 U/min leisten. Die Beschleunigung von 0 auf 100 Stundenkilometer in trägen 15,7 Sekunden empfielt diese Motorisierung eher für ruhigere Gemüter.
Gutmütiges Fahrwerk
Mit Bodenwellen und ruppigen Fahrbahnen geht der neue Fiat Panda überraschend souverän um. In flotten Kurven auf der Landstraße neigt er jedoch schnell zum Untersteuern - allerdings greift das ESP schon früh ein und regelt den ungestümen Tatendrang des Fahrers zuverlässig runter. Die Lenkung wirkt synthetisch und liefert nur wenig Rückmeldung von der Fahrbahn.
Beim Einparken, überhaupt im Stadtverkehr, spielt der agile Panda seine Stärken aus. Der Wendekreis ist mit 9,3 Metern erfreulich klein. Die zusätzlichen Fenster in der breiten C-Säule machen den Wagen nach schräg hinten übersichtlich.
2012 will Fiat weitere Panda-Versionen nachschieben: Erd- und Flüssiggasmodelle sind bereits angekündigt, ebenso eine Allradvariante. Zu den Preisen in Deutschland schweigt sich Fiat noch aus. Mit Blick auf die Konkurrenz dürfte die Basisversion aber weniger als 10.000 Euro kosten.