Fiat kommt bei Sanierung voran - ftd.de, 20.04.2011
Der Autobauer müht sich mit hohen Schulden und der maroden US-Tochter Chrysler ab. Das Management bekommt den Konzern schneller wieder flott als von Experten erwartet. Die Aktie steigt kräftig.
Fiat macht bei der eigenen Sanierung deutliche Fortschritte: Die Schulden verringerten sich nach Firmenangaben vom Mittwoch im ersten Quartal auf 489 Mio. Euro. Analysten hatten mit 815 Mio. Euro gerechnet. Der Handelsgewinn lag mit 251 Mio. Euro ebenfalls über den Erwartungen der Experten. Die robusten Verkäufe in Märkten wie Brasilien hätten zu dem Ergebnis beigetragen, teilte der Autobauer in Turin mit. Fiat-Aktien legten zeitweise um über vier Prozent zu.
Zu den Auswirkungen der japanischen Lieferengpässe äußerte sich das Unternehmen nicht. Viele Hersteller sind davon betroffen. Fiat hat nach früheren Angaben Schwierigkeiten, die angebotene Farbpalette an alle Kunden auszuliefern, da bestimmte Zusätze in Japan hergestellt werden
Der Konzern aus Turin will Kreisen zufolge rund 1,5 Mrd. Dollar für weitere 16 Prozent an Chrysler zahlen. Das sagten drei mit dem Vorgang vertraute Personen jüngst der Nachrichtenagentur Reuters. Ein Insider berichtete, Fiat arbeite zudem an einem Kreditrahmen über 2,17 Mrd. Dollar.
Die Italiener halten derzeit 30 Prozent an Chrysler. Fiat hatte während des Beinahe-Kollaps von Chrysler 2009 und der darauffolgenden staatliche Rettung die Kontrolle übernommen und Anteile erworben. Durch die Vereinbarung mit dem US-Finanzministerium erhielt Fiat eine Option auf den Kauf eines weiteren 16-Prozent-Pakets, sobald die Schulden von Chrysler unter 4 Mrd. Dollar fallen. In der vergangenen Quartalsbilanz hatte Chrysler angeben, bei den USA mit 5,8 und Kanada mit 1,3 Mrd. Dollar in der Kreide zu stehen.
Ferrari-Chef Luca di Montezemolo will indes den wiederkehrenden Gerüchten über einen Einstieg von Volkswagen bei der Fiat-Tochter den Wind aus den Segeln nehmen. Es gebe keine Absicht von Fiat, Anteile abzugeben, sagte Montezemolo dem Magazin "auto motor und sport" laut Vorabbericht vom Mittwoch. "Im Moment gibt es keinen Grund. Wir haben große Barreserven. Und im letzten Jahr betrug unsere Rendite aufs eingesetzte Kapital 16 Prozent."