Chrysler-Spekulationen beflügeln neue Fiat-Aktien - handelsbaltt.com, 03.01.2011
Die neue Fiat-Aktie gewinnt - dank Spekulationen um eine Mehrheitsübernahme des Autobauers Chrysler. Zu Jahresbeginn spaltete der italienische Konzern seine Industriespalte ab. Eine Fusion mit Chrysler wird wahrscheinlicher.
MAILAND. Spekulationen auf eine Aufstockung der Beteiligung an Chrysler haben die Aktien von Fiat am Dienstag angetrieben. Die Papiere des italienischen Autobauers setzten sich mit einem Plus von 3,4 Prozent auf 7,27 Euro an die Spitze der Mailänder Auswahlindex.
Das Unternehmen hatte zum Jahresauftakt seine Industriesparte vom Autogeschäft abgespalten. Seit gestern notieren somit die Autosparte und das Land- und Baumaschinengeschäft von Fiat getrennt an der Mailänder Börse. Der im Jahr 1899 gegründete Traditionskonzern wird damit entflochten.
Bereits zum Debüt waren beide Aktien gestiegen. Fiat SpA, die den Autobereich repräsentieren, notierten am Montag bei 7,12 Euro. Die Aktie von Fiat Industrial wurde bei 8,94 Euro gehandelt. Damit kamen sie zusammen auf einen Kurs von 16,06 Euro, was deutlich über dem Schlusskurs des Fiat-Gesamtkonzerns vom Freitag von 15,43 Euro lag.
Dass sich der Aufschwung bei der Autoaktie am Dienstag fortsetzte, liegt an überraschenden Aussagen von Fiat-Chef Sergio Marchionne. Fiat könnte noch vor dem geplanten Börsengang (IPO) der Tochter Chrysler seinen Anteil an dem US-Unternehmen auf mehr als 50 Prozent erhöhen, hatte Marchionne vor Journalisten an der Börse in Mailand gesagt. Das IPO von Chrysler ist für das laufende Jahr angekündigt.
"Ich denke, es ist möglich. Ich weiß aber nicht, ob es auch wahrscheinlich ist", sagte Marchionne. Er bezeichnete eine solche Aktion als "vorteilhaft". Analysten von Barclays halten eine Aufstockung auf 51 Prozent für realistisch. Aktuell hält Fiat 20 Prozent am US-Konkurrenten.
Analysten von Morgan Stanley nahmen die Bewertung der Aktien von Fiat-Auto mit "Overweight" und einem Kursziel von zehn Euro auf. "Chrysler könnte sich als eine der überraschendsten Erfolgsstories von 2011 erweisen", schrieben sie in einem Kommentar.
Die Entflechtung der beiden Fiat-Sparten erhöht die Chancen für eine Fusion mit dem US-Autobauer Chrysler. Fiat kann, der Konkursvereinbarung mit der US-Regierung zufolge, seinen Anteil an Chrysler auf 35 von 20 Prozent erhöhen, wenn das neue Management bestimmte Geschäftsziele erreicht. Diese Vereinbarung wurde im Jahr 2009 nach der Reorganisation von Chrysler geschlossen. Derzeit halten viele Experten einen Zusammenschluss der beiden Autogeschäfte für sinnvoll.
Die Sparte Fiat SpA, die das Geschäft mit Autos, Autoteilen, Motoren und anderen Aktivitäten umfasst, machte bislang knapp die Hälfte des gesamten Konzernumsatzes aus. Zu ihr gehören neben der nach dem Konzern benannten Automarke auch die Hersteller Lancia und Alfa Romeo. Zudem besitzt der Konzern die Mehrheit an Ferrari und Maserati. Zu Fiat Industrial SpA gehören die Landmaschinensparte CNH und der Lastwagenhersteller Iveco.
Fiat Industrial wird wie bereits Fiat in den Mailänder Blue-Chip-Index FTSE MIB aufgenommen. Fiat Industrial ersetzt dort ab sofort Italcementi.
Bei Analysten stieß die Aufspaltung von Anfang an auf Wohlwollen. Gabriele Parini und Roberto Odierna, beide von der Unicredit, hatten erst kurz vor Weihnachten ihr Kursziel für die damals noch vereinte Aktie von 14,50 auf 16 Euro angehoben und weiter zum Kauf geraten. Die gestrigen Kursgewinne der beiden nun getrennten Aktien bestätigen die Einschätzung. Auch Philippe Houchois von der Schweizer Großbank UBS rät den Kunden weiter zum Kauf der Aktie.