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schneemann

Suchtbolzen

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Freitag, 19. November 2010, 21:45

Rot, schön, erfolglos

Rot, schön, erfolglos - sueddeutsche.de, 13.11.2010

Alfa Romeo ist mehr als eine Auto-Marke, es ist ein Mythos. Doch die Italiener kämpften eigentlich immer mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Jetzt zeigt Volkswagen Interesse.

The Graduate hatte alles, was ein Film 1967 brauchte, um Kult zu werden. Da war mit Benjamin Braddock ein Typ, der keinen Plan hatte. Ganz nett, aber leider ohne Sinn für das Wesentliche und die eigene Karriereplanung. Der sich nach dem College lieber erst mal treiben lässt. Der sich durch Kalifornien träumt, während Simon und Garfunkel dazu den Soundtrack des Sommers klampfen.

Und es geht darum, dass dieser Braddock erst ein paar Mal mit der reiferen Mrs. Robinson ins Hotelbett steigt, bis er die Vorzüge von deren Tochter Elaine entdeckt und sich schwer verliebt. Eine verheiratete Frau, die einen jüngeren Liebhaber verführt; ein romantischer, zielloser Zwanzigjähriger, der die Liebe seines Lebens am Ende vom Altar wegzerrt.

Der Film, der in Deutschland unter dem Namen Die Reifeprüfung in die Kinos kam, war ein harter Brocken für das moralisch anständige Amerika der 60er Jahre. Und vor allem ein Glücksfall für die Marke Alfa Romeo, denn noch nie zuvor war ein Produkt so genial platziert worden wie hier auf den Straßen der Westküste. Der eigentliche Hauptdarsteller - neben Dustin Hoffman und Anne Bancroft - war ein roter Alfa Spider, ein 1600er Duetto, der 100 Minuten lang durch den Streifen rast.

Fünfganggetriebe, Vierrad-Scheibenbremsen, knautschige Kunstledersitze. Relativ klein für die großen Straßen Amerikas, rund, frech, und vor allem schnell. Es gibt diese Sequenzen, in denen Hoffman auf dem Highway an den dicken US-Limousinen vorbeizieht. In denen der italienische Motor kurz aufheult, und all die GMs, Fords und Chryslers mit den sauberen amerikanischen Vertretertypen am Steuer nur noch im Rückspiegel zu sehen sind.

Das sind nicht nur die Momente, in denen Braddock, der Ziellose, und Träumer, die Spießer abhängt. Es sind vor allem Szenen, in denen ein kleiner italienischer Sportwagen an großen, schwerfälligen Ami-Schlitten vorbeiröhrt. Keine Werbekampagne hätte das damals besser hingekriegt.

Alfa Romeo, jene 1910 gegründete italienische Sportwagenmarke, die in Europa längst Kult war, wurde nun auch in den USA zu einem Mythos. Und doch war dies keineswegs eine Garantie auf ewigen Erfolg. Die Italiener mussten erkennen, dass Kultstatus eine Sache ist. Langfristiger Erfolg eine andere.

Als sich Alfa Romeo 1995 vom amerikanischen Markt zurückzog, wurden dort gerade noch ein paar Hundert Fahrzeuge im Jahr verkauft. Es ist ein seltsames Phänomen. Alfa Romeo, das ist zwar immer noch ein Mythos. Dass der Absatz dennoch im Keller ist, gehört zu den Rätseln, die Manager nur allzu gerne lösen würden und die sie nicht in den Griff bekommen.

Nur bei den eingefleischten Alfisti, den Alfa-Liebhabern, ist es noch ein bisschen so wie in vielen alten Ehen. Die Leidenschaft begann vor Jahrzehnten, in der Zwischenzeit rostet es an allen Ecken und Enden, aber man hat im Laufe der Zeit gelernt, vieles zu verzeihen. Alfa, das ist im Italienischen nicht "das Auto", sondern la macchina. Bella Macchina nennen Alfisti ihre roten Alfas. Und das klingt dann so, als würden sie über eine schöne Frau reden.

An das letzte Rekordjahr kann sich ohnehin kaum noch jemand erinnern. Das war 2001, als die Marke aus dem Fiat-Konzern noch 213000 Fahrzeuge verkaufte. Zuletzt war es gerade noch die Hälfte. Dazwischen liegt die Geschichte eines Niedergangs. Einer Marke, die seit Jahren vor sich hindümpelt, aber mit einem lebendigen Mythos. Die Frage, die sich die Fiat-Manager in Turin stellen, ist daher vor allem die: Wie lässt sich künftig auch die Marke mit dem markanten Scudetto - dem Kühlergrill mit dem roten Kreuz auf weißem Grund und der Schlange daneben - wieder beleben? Wie das Absatzziel von 350000 erreichen?

Als Alfa 1910 von einem gewissen Giuseppe Merosi als Societa Anonima Lombarda Fabbrica Automobili ("Lombardische Gesellschaft zur Fabrikation von Autos") in Mailand ins Leben gerufen wurde, war man vom Kultstatus weit entfernt. Ein paar Jahre zuvor war im benachbarten Turin Fiat gegründet worden, nun zog Mailand nach. 1915 übernahm der Neapolitaner Nicola Romeo die Firma, die von nun an Alfa Romeo hieß. Zügig ging es auf die Rennpiste: Schnelle Autos und Rennsiege bestimmten das Image.

Wirtschaftlich lief es von Anfang an nicht immer rund; schon in den 20er Jahren wurde Alfa schrittweise verstaatlicht. Die Regierung hielt die italienischste aller italienischen Automarken zwar am Leben. Aber das Leben war nicht immer schön. Zum Beispiel die Entscheidung, den Kompaktwagen Alfasud nicht wie alle anderen Modelle in Norditalien, sondern in einem neuen Werk in Süditalien zu bauen. Alfa als Beschäftigungsprogramm für den wirtschaftlich rückständigen Süden - irgendwie konnte das nicht gut gehen. Nicht, dass sich der Alfasud nicht gut verkauft hätte.

Wirtschaftlich lief es von Anfang an nicht immer rund; schon in den 20er Jahren wurde Alfa schrittweise verstaatlicht. Die Regierung hielt die italienischste aller italienischen Automarken zwar am Leben. Aber das Leben war nicht immer schön. Zum Beispiel die Entscheidung, den Kompaktwagen Alfasud nicht wie alle anderen Modelle in Norditalien, sondern in einem neuen Werk in Süditalien zu bauen. Alfa als Beschäftigungsprogramm für den wirtschaftlich rückständigen Süden - irgendwie konnte das nicht gut gehen. Nicht, dass sich der Alfasud nicht gut verkauft hätte.

Es dauerte eine Weile, aber inzwischen gibt es sie, die großen Pläne für die alte Marke. Fiat-Chef Sergio Marchionne will Alfa nach 15 Jahren wieder auf den US-Markt zurückbringen, der Mythos soll dann über die Vertriebskanäle des Partners Chryslers verkauft werden. Ob das funktionieren wird, weiß auch Marchionne nicht. Nach Jahren verfehlter Modellpolitik plant Marchionne den großen Wurf. Alfa, das werden auch künftig Klassiker wie die Giuletta und die sportliche Limousine Giulia sein. Autos, die nicht zufällig an die 50er Jahre, an Dolce Vita, Anita Ekberg und Nacktbaden in der römischen Fontana di Trevi erinnern.

Dazu plant Marchionne eines der größten Experimente in der Geschichte von Alfa: Er testet die Grenzen des alten Mythos aus. So könnte es künftig auch Alfas geben, die eher an amerikanische Geländewagen erinnern als an italienisches Dolce Vita. Alfas, die aus Detroit kommen. Ob der alte italienische Mythos das aushält? Wenn es um das Überleben einer 100jährigen Marke geht, ist der Mythos nicht das erste, an das die Manager denken. Es geht um rationale Dinge, um Absatz, um Gewinn, um Modellpolitik.

Als der Fiat-Manager und Alfa-Chef Harald Wester kürzlich über seine Autos sprach, muss das für echte Alfisti ein schwerer Schlag gewesen sein. Es klang, als würde er über irgendeinen x-beliebigen Autohersteller sprechen. Aber nicht über Alfa, die Kultmarke. "Alfa Romeo ist konsolidiert", sagte Wester der Zeitschrift auto motor und sport. Und "dass man mit den gegenwärtigen Stückzahlen nicht reich werden kann", sei "auch kein Geheimnis".

Auch kein Geheimnis ist es, dass Alfa Begehrlichkeiten weckt. Je häufiger es aus der Fiat-Zentrale in Turin heißt, die Marke stehe nicht zum Verkauf, desto heftiger wird spekuliert. Die einen wollen nicht verkaufen, und die anderen haben Zeit. Als VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch vor ein paar Wochen beim Pariser Autosalon sybillinisch erklärte, "dem Konzern" gehe es "noch nicht schlecht genug", war klar, wie er das meinte. Gerne würde er die Italiener als 13. Marke in den Volkswagen-Konzern holen - noch aber will Fiat selbst versuchen, seine Sportwagentochter wieder nach vorne zu bringen. "Wir sind geduldig, wir können warten", sagte Piëch.

Unterdessen stehen in Wolfsburg schon die Italiener bereit, um weiterzuarbeiten am Mythos Alfa. VW-Marketingmann Luca De Meo arbeitete früher für Alfa, ebenso der VW-Chefdesigner Walter de Silva. In Wolfsburg macht bereits die Metapher vom edlen Italian Dressing die Runde. Gemeint ist Alfa.


schneemann

Suchtbolzen

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2

Freitag, 19. November 2010, 21:50

RE: Rot, schön, erfolglos

Passend dazu sehr geile Kommentare:

UniProff
schreibt VW darf nicht mal an Alfa schnuppern
Das ist absolutes Wunschdenken aus Wolfsburg! Investoren aus Abu Dhabi haben 2008 stolze 29 Milliarden für die Marke geboten (zum Vergleich, Porsche gab es ein Jahr später für 1,3 Milliarden) und wurden mehr oder weniger ausgelacht. Völlig von der Tatsache abgesehen, dass Alfa nicht erst seit gestern im Aufwínd ist, könnte das Unternehmen die nächsten 10 Jahre miese Zahlen schreiben, trotzdem würden die Italiener diese Marke niemals verkaufen!

Abgesehen davon erzeugt das Thema Lamborghini bis heute Schmerz bei denen, wenn sie sehen, das VW daraus ein Plastikauto gemacht hat. Piech darf nicht einmal an Alfa schnuppern, da kann er sich noch soviel Zeit nehmen wie er will. Die Schmierereien, die er bei Porsche mit Hilfe von Wulff abgezogen hat funktioniert bei uns, nicht aber in Italien. Die wissen mit größenwahnsinnigen, aufmöpfigen Buben umzugehen und solche Kleingeister in ihre Schranken zu verweisen. 15.11.2010 um 08:32 Uhr


hallo23
schreibt VW kauft Alfa
Das könnte endlich die Langzeitqualität auf ein Mindestmaß heben. Dann könnte sogar ich mir ein solch schönes Auto vorstellen.
15.11.2010 um 10:38 Uhr


-AmadeuS-
schreibt VW und Alfa
Bevor die Italiener Alfa verkaufen, müssen die 100 Mal Bankrott gehen und daraus wird wohl nichts. Fiat ist dabei, nach Toyota zweitgrößter Hersteller der Welt zu werden.

@hallo23: Alte Klischees aus der Schublade zu holen nutzt da wenig. Soll VW ebenfalls wie FIAT/Alfa 500.000 km Garantie anbieten, aber das würde wohl zum Bankrott führen. Soviel zur Langzeitqualität! Der Kleinste aus dem Konzern (500 cc) wird am Ende immer mehr Wert sein als der Größte aus Wolfsburg. Das ist nämlich der Unterschied zwischen einem Blech auf 4 Rädern und einem Automobil aus Leidenschaft.
15.11.2010 um 11:39 Uhr


hallo23
schreibt @AmadeuS
Das sind keine alten Klischees sondern Alltag. Schaun Sie sich mal die 100.000km Tests bei Autobild an. Selbst der hochgelobte 159 taugt nichts, wiedereinmal Schade eigentlich. Im Gesamtergebnis war Alfa auf den letzten plätzen, zusammen mit den Franzosen. Auch keine Überraschung.
15.11.2010 um 12:10 Uhr


OPI60
schreibt Rot, aber nicht tot
Herr Fromm schreibt als Lakaie des machtbesessenen, gebürtigen Österreichers Piechs, der Scania, und MAN zusammen schweissen will, nachdem er sich gerade Porsche einverleibt hat.
Dabei muss der aufpassen, dass er in seinem ungebremsten Kaufrausch nicht vor lauter feuchten Träumen sich plötzlich an einer "Roten" verschluckt und keine Luft mehr bekommt. Ich meine nicht Alfa Romeo, sondern Ferrari. Fiat hat gerade die Dubai-Anteile zurückgekauft, um sich eventuell bei Verkauf von 39% Anteilen Geld für mehr Crysler Anteile zu beschaffen. Dabei könnte aber Piech übersehen haben, dass es da ja schon einen Technologietransfer mit Mercedes gegeben hat und dass das Iveco LKW Geschäft auch interessant ist. Und wenn sich Mercedes und Marchionne verbünden, dann, ja was dann, Herr Piech und Herr Fromm? Totgesagte leben länger ! Alfa ist Leidenschaft.
15.11.2010 um 12:59 Uhr


-AmadeuS-
schreibt Alfa Romeo
@hallo23: Falls sie auf den Metallpartikel abzielen, der den ersten Zylinder beschädigt hat, dann sollten sie differenzieren: Im Ganzen hat der 159 V6 ziemlich gut abgeschnitten und sich der 5Zylinder nur wegen des besagten Ausnahmedefekts in die itte einsortiert. Somit gibt es am 159 nichts auszusetzen. Weiterhin hat der Fiat 500 Passat und Co in dieser Bewertung weit hintersich gelassen. Was wird erst aus dem neuen Alfa, der 2011/2012? Die ganze automobile Welt steht derzeit Kopf wegen der anstehenden Neuerscheinungen.

Hier sollte man die Kirche im Dorf lassen und Respekt dem zollen, dem er gebührt. Alfa Romeo hat sich zu einer Wertanlage hinaufkatapultiert. Während sich die alten Modelle der 90er Jahre für Centbeträge kaufen lassen, legen sich Sammler heutige Modelle wie den C8 als Wertanlage mit 300% Rendite an. Seit dem 500 werkeln Ferrari-Ingenieure an den Modellpaletten und gnade Gott, sie erreichen nur annährend die Perfektion und Qualität des F458 Italia, dann kann Volkswagen auch in Europa mit seinen Legoautos einpacken. Porsche ist nach wie vor das qualitativ beste Pferd im Stall des Konzerns und nicht wenige Kritiker prophezeihen, dass diese Marke das selbe Ende nehmen wird wie Lamborghini.

Zudem sollte VW beten, dass nicht die nächste Krise frühzeitig kommt; ohne Steuerzahler, Kurzarbeit etc. hätten die bei der letzten Krise schon fast einpacken können, während Fiat die ganze Geschichte nicht einmal gejuckt hat. Das kritisiere ich an unseren Unternehmen: Sie sind kurzfristig rentabel, aber nicht Standhaft. Die kleinste Erschütterung bringt sie ins Wanken.
15.11.2010 um 13:51 Uhr


Peeperkorn
schreibt SZ-Landeskunde
"Societa Anonima Lombarda Fabbrica Automobili (Lombardische Gesellschaft zur Fabrikation von Autos)" Falsch übersetzt. "Società Anonima" heißt "Aktiengesellschaft"; Also: "Lombardische Autobau AG".

"Alfa, das ist im Italienischen nicht 'das Auto', sondern la macchina." Grundfalsch. Im Italienischen heißt jedes Auto "la macchina". Seit eh und je.

Nicht jeder SZ-Autor muss Landeskunde haben; aber er sollte sie nicht vortäuschen - das ist eigentlich der SZ unwürdig.
17.11.2010 um 16:36 Uhr