Fiats letztes Mal macht Anleger froh - ftd.de, 21.10.2010
Es sind die letzten Quartalszahlen vor der Aufspaltung in zwei Konzernteile. Aus der Sicht der Börse lesen sie sich außerordentlich positiv - zeigen aber auch deutlich die Schwächen des Unternehmens.
Die Teilung in zwei eigenständige Unternehmen ist beschlossene Sache, und nun legt Fiat noch einmal als Gesamtunternehmen Quartalszahlen vor. Die Quintessenz - kräftiger Gewinnanstieg und höhere Jahresprognose - macht die Anleger froh: Fiat-Aktien stiegen bis zum frühen Nachmittag um knapp vier Prozent. Seit Jahresende legten die Papiere um 18 Prozent zu. Der operative Gewinn soll 2010 bei mehr als 2 Mrd. Euro liegen, teilte das Turiner Unternehmen am Donnerstag mit.
Noch ist es ein Industrie- und Autokonzern. Doch im September beschloss das Management, dass die beiden Konzernteile künftig getrennte Wege gehen würden, um sich eigenständig besser entwickeln zu können. Der Schnitt soll zum Jahreswechsel erfolgen.
In Fiat Industrial werden künftig der Bau- und Landmaschinenhersteller Case New Holland (CNH), der Lkw-Bauer Iveco sowie ein Teil des Motorenherstellers Fiat Powertrain Technologies gebündelt. Die Fiat SpA wird die Automarken Fiat, Alfa und Lancia beherbergen, dazu Maserati und den 85-Prozent-Anteil an Ferrari.
Beide Firmen sollen eigenständig an der Mailänder Börse gelistet werden. Den Plänen haben die Aktionäre bereits zugestimmt. Die eine Hälfte, die Industriesparte, werde satten Profit machen, sagten Experten schon bei der Ankündigung der Trennung vorher. Im Autogeschäft dagegen lauerten Risiken.
Diese Einschätzung wird jetzt bestätigt. Denn Fiat begründetet die aktuellen positiven Daten mit einer guten Entwicklung in der Sparte Industrieausrüstung sowie bei Lastwagen. Dort sei die anhaltende Schwäche im Autogeschäft mehr als ausgeglichen worden, hieß es.
Der Konzernumsatz stieg zwischen August und September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwölf Prozent auf 13,5 Mrd. Euro. Dabei legten die Erlöse in der Sparte für Land- und Baumaschinen überproportional um 32 Prozent auf 3 Mrd. Euro zu. Die Iveco-Lastwagen verbuchten ein Umsatzplus von 15 Prozent auf 2 Mrd. Euro.
Weniger gut lief es im Pkw-Geschäft, wo die Erlöse im dritten Quartal bei 6,6 Mrd. Euro verharrten. Die Autoverkäufe fielen um 15,7 Prozent auf 391.000. Besonders stark war der Rückgang in Italien und Deutschland, wo vor einem Jahr noch die Abwrackprämie für einen Nachfrageschub gesorgt hatte.
Das Unternehmen, das auch 20 Prozent am US-Autobauer Chrysler hält, geht davon aus, dass sich fast alle Sparten in diesem Jahr deutlich besser entwickeln werden als im Vorjahr. Ausgenommen davon sei das Autogeschäft.
Für ein paar Wochen kann sich Fiat noch als ganzer Konzern fühlen - und der rechnet für dieses Jahr mit einem Nettogewinn von rund 400 Mio. Euro bei Umsätzen von mehr als 55 Mrd. Euro. Zuletzt hatte die Prognose für den Jahresumsatz bei 50 Mrd. Euro gelegen - und einem knapp positiven Nettoergebnis.