Fiat trennt Autosparte ab - ftd.de, 20.04.2010
Der italienische Konzern wird komplett umgebaut: Fiat will das Autogeschäft vom Rest des Unternehmens abspalten. Zudem baut die legendäre Agnelli-Familie ihren Einfluss stärker aus. Die Aktie schnellt nach oben.
Der italienische Konzern stellt sich neu auf: Fiat plant nach übereinstimmenden Berichten der Nachrichtenagenturen Reuters und Bloomberg seine Autosparte vom Rest des Konzerns abzuspalten. Dies solle am Mittwoch bei der Veröffentlichung der Strategie für 2010 bis 2014 verkündet werden. Zu dem italienischen Konzern gehören neben so bekannten Modellen wie dem Fiat 500 der Lkw-Hersteller Iveco, der Zulieferer Magneti Marelli sowie die Luxussportwagen der Marken Maserati und Ferrari.
Ein Abspaltung würde Fiat-Vorstandschef Sergio Marchionne die Möglichkeit geben, über eine Aktienplatzierung Geld für die künftige Expansion einzusammeln. Die Autosparte stand 2009 für 56 Prozent des Fiat-Umsatzes. Der Konzern ist auch an Chrysler beteiligt.
Zudem gibt Präsident Luca Cordero di Montezemolo sein Amt auf. Das teilte der Turiner Konzern am Dienstag mit. Nachfolger soll nach den Worten von Marchionne der Enkel des verstorbenen Fiat-Patriarchen Gianni Agnelli, John Elkann, werden. Agnelli hatte den 34-jährigen Vize-Chairman vor seinem Tod 2003 zum Nachfolger bestimmt.
Die Agnellis zählen zu den reichsten Familien Italiens. Sie halten etwa 59 Prozent an Exor SpA. Die Holding wiederum ist der größte Anteilseigner von Fiat - sie kontrolliert etwa 30 Prozent des Autobauers. Zu den weiteren Investments von Exor zählt der Fußballverein Juventus.
Montezemolo sei der Meinung, er habe seine Aufgabe vollendet, teilte Fiat mit. Er werde Mitglied des Direktoriums bleiben und weiterhin als Chairman von Ferrari agieren. "Meine Übergangsrolle ist beendet, ich stehe voll hinter dem neuen Fiat-Plan, der ehrgeizig und wichtig ist", sagte er. Montezemolo, der 2004 die Fiat-Präsidentschaft angetreten hatte, gewann an der Seite von Michael Schumacher mit der Fiat-Tochter Ferrari zahlreiche Titel in der Formel 1.
"Als Elkann als Vize-Verwaltungsratsvorsitzender nominiert wurde, war erwartet worden, dass er früher oder später Chairman wird. Das ist keinesfalls überraschend oder kommt total unerwartet", sagte ein Analyst. Die Anleger reagierten dennoch begeistert auf die Nachrichten aus Turin. Die Aktie lag zeitweise acht Prozent im Plus.
Am Mittwoch will Marchionne seinen strategischen Plan für die nächsten vier Jahre vorstellen. Im März hatte er Berichte dementiert, wonach der Autobauer in Italien bis zu 5000 Stellen streichen wolle sowie eine schmalere Modellpalette bei gleichzeitiger Produktionssteigerung im Auge habe. Er nannte es "reine Spekulationen", Fiat wolle an allen vier Standorten in Italien sparen und die Zahl der Modelle von zwölf auf acht verringern.
Die Turiner Autobauer hatte für 2009 einen Nettoverlust von 800 Mio. Euro bekannt gegeben. Fiat hat weltweit etwa 190. 000 Beschäftigte, 42 Prozent davon in Italien.
Montezemolo arbeitet derzeit daran, sein politisches und unternehmerisches Profil aufzubessern. So hat er kürzlich die Stiftung "Italia Futura" gegründet. Manche vermuteten dahinter gar den Plan Montezemolos, der bereits auch Chef des Unternehmerverbandes Confindustria war, sich in der Politik zu engagieren. Er würde dort die christdemokratische Mitte vertreten. Montezemolo hat solche Ambitionen immer bestritten.
Zum anderen hat er auch eigene unternehmerische Projekte. So hat er seit einigen Jahren einen Investmentfonds mit Namen Charme, der vergangenes Jahr erst einen neuen Fonds aufgelegt hat. Und er hat auch das private Bahnunternehmen NTV mit gegründet, das ab 2011 in Konkurrenz mit der italienischen Trenitalia treten soll.
Gleichzeitig emanzipiert sich John Elkann immer mehr. Die Familienholding Exor hat er umgebaut und damit seine Position gestärkt. Exor sucht derzeit nach Investmentmöglichkeiten vor allem im Finanz- und Immobiliensektor. Fiat bleibt aber das Hauptinvestment der Gesellschaft.