Wie Marchionnes Autoreich durch die Krise braust - handelsblatt.de, 26.01.2010
Der italienische Autobauer Fiat gehört zu den großen Gewinnern des Krisenjahrs 2009 - und das trotz eines Nettoverlusts, den Fiat eingefahren hat. Davon lässt sich Konzernchef Sergio Marchionne nämlich nicht beeindrucken. Das Selbstbewusstsein in Turin ist groß, und das nicht ohne Grund.
Der italienische Autoriese Fiat macht die erwartete Rückkehr in die Gewinnzone von der europaweiten Fortsetzung staatlicher Kaufanreize abhängig. In seinem am Montag in Turin veröffentlichten Jahresbericht hofft Fiat für 2010 auf einen Umsatz von rund 52 bis 53 (2009: 50) Mrd. Euro und einen Nettogewinn von 200 bis 300 Mio. Euro. Sollte der europäische Automarkt nicht durch weitere Abwrackprämien befeuert werden, könnte das Nettoergebnis um bis zu 400 Mio. Euro niedriger ausfallen; der Umsatz 2010 wäre in diesem Fall rund 2,5 Mrd. Euro niedriger.
2009 war der gesamte Konzernumsatz um 16 Prozent eingebrochen. Unter dem Strich habe man einen Nettoverlust von 0,8 Mrd. Euro verbucht - nach einem Nettogewinn von 1,7 Mrd. Euro 2008.
Als Stütze erwies sich dabei noch das Autogeschäft, das von der europaweiten staatlichen Förderung von Neuwagenkäufen stark profitierte. Der Umsatz der Fiat-Automobilgruppe (FGA) schrumpfte so nur um 2,4 Prozent auf 26,3 Mrd. Euro, das gesamte Autogeschäft (inklusive der Luxusmarken Maserati und Ferrari) um 3,5 Prozent auf 28,4 Mrd. Euro. Allein im vierten Quartal 2009 legte die gesamte Autosparte um 23,4 Prozent zu, begünstigt allerdings durch das schwache Vergleichsquartal ein Jahr zuvor.
Besonders gut sah es dank der großen Nachfrage nach Kleinwagen für die Autosparte von Fiat aus, unter deren Dach die Marken Fiat, Alfa Romeo, Lancia und Abarth gebündelt werden. Alles in allem konnte etwa 1,85 Millionen Autos verkauft werden. 100000 Fahrzeuge mehr als im Vorjahr. Vor allem auf dem westeuropäischen Markt war Fiat erfolgreich. Seit dem Jahr 2001 lag der Marktanteil von Fiat nicht mehr so hoch wie jetzt - nämlich auf 7,1 Prozent.
Der Umsatz verbesserte sich von 5,7 Milliarden auf 7,2 Milliarden Euro. Laut Fiat war dies der höchste Umsatz in der Autosparte zum Ende eines Jahres. Über die gesamte Autosparte gesehen liegt der Marktanteil gar bei 8,7 Prozent - die allerdings fast allein auf die Kernmarke Fiat entfallen. Alfa Romeo wie auch Lancia haben im vergangenen Jahr gerade einmal 0,8 Prozent Marktanteil erlangt.
Auch bei den Luxus-Marken Ferrari und Maserati sieht das Bild gemischt aus. Wobei Ferrari sich angesichts des durch die Finanzkrise bedingten Absatzeinbruchs bei Luxusautos noch einigermaßen gut geschlagen hat. 6235 Sportwagen konnte Ferrari absetzen, 4,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Im gleichen Zeitraum ging allerdings der Gesamtabsatz solcher Luxus-Autos weltweit um 40 Prozent zurück.
Weit schlimmer steht es da um Maserati. Mit 4489 verkauften Autos muss die Marke mit dem Dreizack ein Minus von 48,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verkraften. Positiv hebt Fiat allerdings heraus, dass Maserati Marktanteile auf verschiedenen Weltmärkten ausbauen konnte.
Kräftige Einbrüche verzeichnete Fiat in der Land- und Baumaschinensparte (CNH), die im Gesamtjahr um fast 21 Prozent auf 10,1 Mrd. Euro einbrach. Noch heftiger erwischte es das Nutzfahrzeuggeschäft (Iveco) mit einem Umsatzminus von 34 Prozent auf 7,2 Mrd. Euro.
Fiat will auch im laufenden Jahr an seiner Allianz-Strategie festhalten, kündigte der Konzern weiter an. Im Sommer waren die Italiener mit 20 Prozent beim aus der Insolvenz hervorgegangenen US-Autobauer Chrysler eingestiegen und hatten die Führung in Auburn Hills übernommen. Zudem übernahm Fiat den serbischen Autohersteller Zastava, der schon zuvor Fiat-Modelle produzierte.