Fiat findet endlich chinesischen Parter - handelsblatt.de, 09.07.2209
Nach mehreren Rückschlägen in China hat der italienische Autobauer Fiat nun doch noch einen Partner in China gefunden. Am Montag haben der chinesische Hersteller Guangzhou Automobile Group (GAC Group) und Fiat ein Rahmenabkommen für ein Joint-Venture in China unterzeichnet. Das setzt deutsche Hersteller durchaus unter Druck.
MAILAND. Nach mehreren Rückschlägen in China hat der italienische Autobauer Fiat nun doch noch einen Partner in China gefunden. Gestern haben der chinesische Hersteller Guangzhou Automobile Group (GAC Group) und Fiat ein Rahmenabkommen für ein Joint-Venture in China unterzeichnet.
Das 50-50-Joint-Venture mit dem staatlichen chinesischen Hersteller soll mehr als 400 Millionen Euro in ein neues Werk in Changsha investieren, das jährlich 140 000 Autos und 220 000 Motoren produzieren kann. 2011 soll zunächst eine neue Version des Modells Linea vom Band laufen. Später sollen auch der Bravo und der Grande Punto folgen. Während Fiat 2008 einen Umsatz von 59,4 Mrd. Euro machte, setzte der neue Partner umgerechnet 11,5 Mrd. Euro um.
"Das ist ein wichtiger Schritt für die Internationalisierung von Fiat", kommentierte gestern Fiat-Präsident Luca Cordero di Montezemolo die Einigung. Das Abkommen "erlaubt der Gruppe den Relaunch in China", sagte er. Mit der neuen Allianz baut der Fiat-Chef Sergio Marchionne, der erst vor wenigen Wochen das Kommando bei dem US-Hersteller Chrysler übernommen hat, die Reichweite des Turiner Konzerns weiter aus. Schließlich hat er selbst in der Vergangenheit erklärt, dass nur jene Unternehmen die Krise überleben werden, die mindestens 5,5 bis sechs Millionen Autos produzieren. Fiat selbst ist davon nach der geplatzten Opel-Übernahme immer noch weit entfernt. Partner GAC lieferte im vergangenen Jahr 530 000 Autos aus.
In China setzt Fiat auf Klein- und Mittelklassewagen. Für Fiat ist das Abkommen mit der GAC Group bereits der dritte Anlauf in dem Markt: Die neue strategische Partnerschaft kommt knapp vier Monate nachdem der chinesische Autobauer Chery die seit zwei Jahren geplante Kooperation mit Fiat auf Eis gelegt hat. Chery sollte Fiat den Eintritt auf den riesigen chinesischen Markt ermöglichen, nachdem sich die Italiener 2007 aus einem anderen, verlustreichen Gemeinschaftsunternehmen mit Nanjing Automobile zurückgezogen hatten. Grund für das Ende der Kooperation mit Nanjing war, dass der größte chinesische Autohersteller SAIC den heimischen Konkurrenten übernommen hatte.
Die Italiener hinken in China anderen europäischen Autokonzernen hinterher. Das bevölkerungsreichste Land der Welt ist inzwischen laut Automobilverband VDA vom Volumen her der wichtigste Markt für die deutschen Hersteller. Mitten in der schweren Branchenkrise gilt China deshalb als einer der Hoffnungsträger für die Branche. Experten sagen dem Automarkt in China auch in diesem und im kommenden Jahr weiteres Wachstum voraus. Die deutschen Hersteller haben sich im Reich der Mitte längst positioniert. Die Regierung in Peking fördert massiv den Absatz. Vor allem der Kauf von Kleinwagen wird mit Steuernachlass versüßt, denn noch immer ist die Pkw-Dichte im Riesenreich gering. Die Marktbeobachter von JD Power sehen darum China weiter als Motor der Branche. Bis 2015 dürfte sich der Pkw-Absatz in dem Land von derzeit 5,8 Mio. Fahrzeugen auf elf Mio. erhöhen, heißt es dort.
Die deutschen Hersteller verkauften laut VDA insgesamt bereits im vergangenen Jahr mehr als eine Million Fahrzeuge in China und haben vor allem im Premiumsegment mit einem Marktanteil von 74 Prozent eine beherrschende Marktstellung. "China ist das einzige Land, das noch im Wachstumsmodus ist", schwärmte Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche Ende April auf der Schanghaier Automesse. Im ersten Quartal löste die Volksrepublik die USA bereits als größter Automarkt der Welt ab.
Marktführer in China unter den ausländischen Herstellern sind eindeutig Volkswagen und der Opel-Mutterkonzern General Motors, die es mit ihren jeweiligen Joint-Ventures insgesamt auf bis zu 15 Prozent Marktanteil bringen.
Starke Zuwächse verzeichnet aber auch der koreanische Hersteller Hyundai, der laut einer Studie der US-Bank Morgan Stanley der größte Marktanteilgewinner des ersten Quartals war.
Besonders von den Staatshilfen profitiert haben aber auch heimische Marken, die meist günstige Kleinwagen produzieren. Hersteller wie Geely, Chery und BYD zählten so zu den großen Gewinnern und gehören nach der Studie inzwischen zu den Top-Ten unter den Autobauern in der Volksrepublik. Lokale Hersteller haben nach Aussagen von Analysten einen Anteil von fast einem Drittel am Markt erreicht.