Nach Fiat denkt auch Magna an Ausstieg handelsblatt.de, 29.05.2009
Es geht Schlag auf Schlag. Nach Fiat droht angeblich auch der andere wichtige Opel-Interessent Magna mit einem Ausstieg aus den Verhandlungen. Nun könnte Opel ohne Investoren dastehen. Und damit nicht genug. Offenbar ist noch eine brisante Opel-Analyse des Bundeswirtschaftsministeriums aufgetaucht. Und bei der fehlt es nicht an Sprengstoff.
HB DÜSSELDORF. Fiat wird nicht an dem von der Bundesregierung für heute anberaumten Treffen zur Rettung von Opel teilnehmen. Fiat-Chef Sergio Marchionne sagte am Freitag, sein Konzern könne nicht wegen einer Notlage außerordentliche Risiken eingehen. Grundsätzlich sei man aber offen für weitere Gespräche mit allen Beteiligten. Und nun könnte auch noch Magna aussteigen. Das Internetportal „Bild.de“ berichtet: „Auch Magna steht kurz davor hinzuschmeißen.“ Vertreter von Magna und des Opel- Mutterkonzerns General Motors (GM) bereiteten am Vormittag in Berlin das erneute Krisentreffen zu Opel im Kanzleramt vor. Wie „Bild.de“ aus Verhandlungskreisen erfahren haben will, gibt es von GM immer neue Forderungen.
Und damit nicht genug. Neues Ungemach für die Opelaner kommt aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Eine Rettung des Opel-Konzerns kommt den Staat nämlich möglicherweise teurer als eine Insolvenz. Wie der „Spiegel“ unter Berufung auf Berechnungen des Bundeswirtschaftsministeriums berichtete, kämen auf den Staat im Falle einer Pleite Kosten von rund 1,1 Milliarden Euro zu. Müsste der Staat aber für die Kredite möglicher Opel-Retter einspringen, fielen beispielsweise bei dem interessierten Magna-Konzern 4,5 Milliarden Euro an.
Bei ihren Berechnungen hätten die Beamten unterstellt, das ein künftig arbeitsloser Opel-Mitarbeiter die Steuer- und Sozialkasse im Schnitt 22 700 Euro jährlich kosten werde. Dabei sei berücksichtigt, dass er Arbeitslosengeld beziehe und keine Einkommensteuer mehr bezahle. „Im schlimmsten Fall, wenn alle 25 000 Jobs bei Opel und etwa gleich viele bei Zulieferern verschwinden, kämen auf den Staat Kosten in Höhe von rund 1,1 Milliarden Euro zu.“ Die Berechnung unterstelle, dass Opel komplett liquidiert werde.
Fiat-Chef Sergio Marchionne hatte zuvor als Begründung für den möglichen Ausstieg seines Unternehmens aus dem Opel-Poker gesagt, er sei nicht in der Lage, für Fiat und die Opel-Mutter General Motors einen fairen Übernahmevorschlag vorzulegen. Es sei ihm nicht gelungen, vollen Einblick in die Bücher von Opel zu bekommen. In der Tat sei es irrational anzunehmen, dass Fiat den angeschlagenen Autobauer finanzieren könne, solange dessen wirtschaftliche Situation nicht bekannt sei. Marchionne sagte, er sei "perplex" über die Probleme, die sich in letzter Minute noch ergeben hätten. Er bezeichnete die bisherigen Gespräche als "kompliziert" und "holprig".
Der erste Rettungsgipfel der Bundesregierung mit Vertretern der US-Regierung und General Motors sowie den Opel-Interessenten Fiat und Magna war in der Nacht zum auf Donnerstag ergebnislos abgebrochen worden. GM hatte einen überraschenden neuen Finanzbedarf für Opel in Höhe von 300 Millionen Euro angemeldet.
Die Bundesregierung hat den Interessenten für Opel und den US-Verhandlungspartnern eine Frist bis zum frühen Nachmittag gesetzt. Bis 14.00 Uhr soll eine von den Investoren, GM und der US-Regierung unterzeichnete Absichtserklärung vorliegen. Nach den Äußerungen Marchionnes würde nunmehr der österreichisch-kanadische Zulieferer Magna als einziger ernsthafter Interessent für Opel im Rennen bleiben. Unabhängig davon hatten Regierungskreise dem kanadisch-österreichische Autozulieferer Magna die besten Chancen eingeräumt, den Zuschlag für Opel zu bekommen.
Vorausgegangen waren der Absage von Fiat Gerüchte, die für Opel nichts Gutes verheißen. Unmittelbar vor dem neuen Krisengipfel um das Schicksal des angeschlagenen Autobauers Opel drohen die Verhandlungen zwischen dem Mutterkonzern General Motors (GM) und den möglichen Bietern nämlich in eine Sackgasse zu geraten. "Es sieht alles danach aus, dass General Motors USA gar keinen Deal will", sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.
Der italienische Autobauer Fiat sei an den Gesprächen nicht mehr beteiligt, sagte die Person. "Fiat ist draußen." Inzwischen liegt auch eine Bestätigung des italienischen Autobauers vor.