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schneemann

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  • »schneemann« ist der Autor dieses Themas

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Donnerstag, 7. Mai 2009, 18:43

Der Strippenzieher bei Fiat

Der Strippenzieher bei Fiat aus St. Gallen berichtet Susanne Amann - spiegel.de, 07.05.2009

Im Gezerre um die Opel-Übernahme durch Fiat steht der Chef des italienischen Autokonzerns, Sergio Marchionne, im Rampenlicht. Doch im Hintergrund zieht John Elkann die Fäden - der jüngste Spross des Agnelli-Clans. Er schickt sich an, mit 33 Jahren einen Weltkonzern zu bauen.

St. Gallen - Wie er so wartet, kann man fast Mitleid bekommen: Groß und schlacksig steht er da, die Locken ein wenig wirr, mit einem fast erstaunten Blick auf die vielen Mikrofone und Kameras, die sich auf ihn richten. Von irgendwoher läuten die Kirchenglocken, zu laut für die Fernseh- und Radiojournalisten, die deshalb um eine kurze Pause beim Beantworten der vielen Fragen gebeten haben. Also steht John Elkann auf der kleinen Veranda der Universität St. Gallen und wartet.

FIAT-ERBE ELKANN: 33 JAHRE JUNG, EINE MILLIARDE EURO SCHWER


So richtig wohl zu fühlen scheint sich der jüngste Spross der italienischen Unternehmerdynastie Agnelli dabei nicht. Das Reden überlässt der 33-Jährige seinem italienischen Pressesprecher, selbst das Gespräch über die Fußballpartie Barcelona gegen Chelsea vom Vorabend gerät eher schleppend. Fast unbeteiligt wirkt der Fiat-Großaktionär, wie er da im dunkelblauen Wollanzug steht und seine braunen Augen über die Menge schweifen lässt.

Doch der Eindruck täuscht: Denn tatsächlich ist der junge Mann mit dem Kindergesicht sehr wohl an dem beteiligt, was von Fiat-Chef Sergio Marchionne schon zur "Hochzeit im Himmel" erklärt wurde und was zu einer der größten Umwälzungen auf dem weltweiten Automobilmarkt führen könnte: Die geplante Übernahme der europäischen Tochter des angeschlagenen US-Konzerns General Motors (GM) durch den italienischen Autobauer Fiat. Damit soll nicht nur der deutsche Autohersteller Opel gerettet, sondern auch ein globaler Großkonzern mit einer Jahresproduktion von sechs Millionen Autos geschaffen werden.

Bislang ist vor allem Marchionne in Erscheinung getreten. Im legeren Aufzug sprach er in Berlin bei Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg vor, ließ erste Details zu Sanierungsplänen verlauten und ist seither damit beschäftigt, die wilden Spekulationen über mögliche Stellenstreichungen zu dementieren.

Ganz anders als Elkann, der sich auch von den bohrendsten Fragen nach Finanzierungsmöglichkeiten, Werksschließungen und Jobabbau nicht aus der Ruhe bringen lässt. Der Sätze verwendet, die alles sagen und nichts. "Wir sind fest davon überzeugt, dass der Zusammenschluss von Fiat und GM Europe einen großartigen europäischen Autokonzern mit Langzeitperspektive ergeben würde", lautet einer. Der sich nicht zum österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna äußern will, der ebenfalls Interesse an Opel angemeldet hat. "Ich kenne weder Magna noch seine Pläne, deshalb kann ich nichts dazu sagen." Der es für verfrüht hält, über Kredite, Marken und Stellenstreichungen zu sprechen. "Momentan sind wir in der Diskussion, alles ist offen."

Dabei ist klar, dass es der Enkel des langjährigen Familienpatriarchen Gianni Agnelli ist, der bei dem italienischen Großkonzern die Strippen zieht. Der älteste Sohn der einzigen Agnelli-Tochter hat das Geschäft übernommen, als es am Boden lag - und das auch noch spontan: Eigentlich sollte Elkanns Cousin zum Nachfolger des legendären Autozaren aufgebaut werden, doch er verstarb im Alter von 33 Jahren an Magenkrebs. Daraufhin fiel die Wahl auf Elkann, der in New York und Paris aufgewachsen ist und dann in Italien zum Wirtschaftsingenieur ausgebildet wurde. "Il Ingegnere" nennen sie ihn deshalb bei Fiat.

Noch während des Studiums, mit 21 Jahren, steigt Elkann bereits in den Verwaltungsrat der Fiat-Gruppe ein, wird vom Großvater in die richtigen Kreise eingeführt und soll nach dessen Tod im Jahr 2003 langsam in die Rolle des Nachfolgers hineinwachsen. Zunächst steht Elkann unter der Ägide seines Onkels Umberto, doch als der anderthalb Jahre später stirbt, muss Elkann selbst ran. 28 Jahre ist er damals alt - jung für jemanden, der einen Großkonzern leiten soll.

Ein Vermögen von einer Milliarde Euro - in flüssigen Mitteln

Trotzdem greift Elkann durch, überträgt dem erfahrenen Konzernmanager Marchionne sowie Ferrari-Chef Luca Cordero di Montezemolo die Führung. Während vor allem Marchionne den Konzern auf Effizienz trimmt, organisiert Elkann das große Reich der 100 Agnelli-Erben, das neben der Autosparte auch aus Banken, Immobilien und dem Fußballclub Juventus Turin besteht. Er ordnet die Familienholdings Ifi und Ifil neu, legt sie zu einer einzigen Holding mit dem Namen Exor zusammen und sorgt dafür, dass s9ich der Anteil der Agnelli-Familie an Fiat auch trotz einer Kapitalerhöhung nicht verringert.

Er steht die Konflikte mit seiner Mutter durch, die sich um einen Teil ihres Erbes geprellt sieht. Er hält es aus, dass sein jüngerer Bruder Lapo die Klatschspalten der Presse bestimmt, weil er halbtot und randvoll mit Koks von einem Transvestiten aufgefunden wird. Er schmeißt die halbe Führungsetage von Juventus Turin raus, als 2006 die Betrügereien des Vereins bekannt werden. Und er heiratet mit Lavinia Borromeo eine Tochter aus einem italienischen Adelsgeschlecht, mit der er bereits zwei Söhne hat.

Wer diesem etwas hölzernen, schmal gewachsenen Mann also glaubt, er könne noch nichts zu Opel sagen, er wisse nichts über den Konkurrenten Magna und schon gar nicht, ob die Agnelli-Familie bereit ist, Geld für die Übernahme von Opel in die Hand zu nehmen - der unterschätzt Elkann. Angeblich hält er momentan ein Vermögen von einer Milliarde Euro in flüssigen Mitteln - genug für etwaige Schnäppchen.

Denn dass man den Fiat-Erben ernst nehmen muss, das zeigt nicht zuletzt sein Auftritt beim Symposium in St. Gallen: Wurde der illustre Besuch hier jahrzehntelang in den großen Limousinen von BMW, Mercedes oder anderen Nobelmarken von einem Auftritt zum nächsten kutschiert, flitzen die großen Wirtschaftslenker inzwischen im kleinen, aber extrem erfolgreichen Fiat 500 durch die Stadt.

Selbstredend, dass das auch für den Agnelli-Erben gilt. Dieser Auftritt - so scheint es - macht immerhin auch ihm Spaß.