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schneemann

Suchtbolzen

  • »schneemann« ist der Autor dieses Themas

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1

Donnerstag, 30. April 2009, 18:37

Fiat steigt bei Chrysler ein

Fiat steigt bei Chrysler ein - spiegel.de 30.04.2009

Erst die Eröffnung des Insolvenzverfahrens - jetzt eine rettende Beteiligung aus Italien: Der kriselnde US-Autobauer Chrysler wird den Konzern Fiat als neuen Anteilseigner bekommen. Im Gegenzug gebe es drei Milliarden Dollar an Staatshilfen, teilte US-Präsident Obama mit.

Washington - Warme Worte klingen anders: "Chrysler ist ein Stützpfeiler der amerikanischen Industrie", sagte US-Präsident Barack Obama auf einer Pressekonferenz zur Zukunft des maroden Autobauers, "ein Stützpfeiler allerdings, der immer schwächer wurde." Chrysler habe notwendige Reformen "zu langsam" durchgeführt. Es sei aber sein "Job als Präsident" ein wettbewerbsfähiges Unternehmen zu formen, sagte Obama - und keinen siechen Konzern, "basierend auf einer endlosen Menge an Steuergeldern".
Für Chrysler werde daher ein Insolvenzverfahren eingeleitet. Der Konzern werde einen entsprechenden Antrag in Kürze einreichen, teilte Obama mit.

Im Drama um Chrysler beginnt damit ein neues Kapitel. Wochenlang wurde über die Rettung des siechen US-Konzerns verhandelt. Chrysler stritt mit der US-Regierung über Sanierungskonzepte, rang vier großen GläubigerbankenZugeständnisse zu milliardenschweren Umschuldungen ab, hielt der mächtigen Autogewerkschaft UAW die blanke Kehle hin - und machte Zugeständnisse an Fiat.

Das alles hat nun am Ende nichts genützt. Jetzt ist Amerikas drittgrößter Autobauer doch noch an seinen Schulden erstickt. Zuletzt ging es um die Umschuldung von 6,9 Milliarden Dollar - und um gut 40 Hedgefonds, die zusammen für etwa 30 Prozent dieses Betrags stehen. Das US-Finanzministerium hatte den Gläubigern 2,25 Milliarden Dollar in bar geboten, berichtet der TV-Sender CNN unter Berufung auf einen Regierungsbeamten. Im Gegenzug hätten sie auf ihre Ansprüche verzichten müssen. Doch die Hedgefonds sperrten sich, die Rettung zerbrach daran - und die Regierung schäumte: Die Hedgefonds hätten "versagt zu handeln", schimpfte das Weiße Haus.

Chrysler steht nun eine Blitz-Insolvenz nach Kapitel 11 des US-Konkursrechts bevor. Der Gläubigerschutz ermöglicht es dem Unternehmen, seinen Betrieb zunächst aufrechtzuhalten und zu sanieren, ohne die Forderungen der Gläubiger bedienen zu müssen. Nur 30 bis 60 Tage soll Chrysler unter Gläubigerschutz arbeiten, erklärte ein Sprecher des Weißen Hauses.


BLITZ-INSOLVENZ - WAS HEISST DAS EIGENTLICH?

Die Ausgangslage
Der drittgrößte US-Autobauer Chrysler ist zahlungsunfähig. Laut Presseberichten plant die US-Regierung nun ein Insolvenzverfahren im Schnelldurchgang. Das Ziel: eine komplette Sanierung des maroden Unternehmens.

Warum kann eine Insolvenz die Rettung sein?
In einem gerichtlichen Insolvenzverfahren kann ein US-Unternehmen zunächst weiterarbeiten - geschützt vor den Gläubigern. Die Firma muss die Zeit nutzen, um Ballast abzuwerfen und sich so zu sanieren. Man spricht von einer Insolvenz nach "Chapter 11" des amerikanischen Insolvenzrechts. Das Problem: Die Zahlungsunfähigkeit kann sich über viele Monate oder gar Jahre hinziehen. Diese Zeit hat Chrysler nicht.

Was ist eine Blitz-Insolvenz?
Formell gibt es diesen Weg im US-Recht gar nicht. Präsident Barack Obama hat ihn für Chrysler und den ebenfalls existenzbedrohten General-Motors-Konzern ins Gespräch gebracht. Für den Schnelldurchgang ("quick-rinse-bankruptcy") sollen die Rahmenbedingungen der Sanierung schon zuvor grob festgelegt sein. Der Insolvenzrichter spart sich so eine aufwendige Prüfung.

Was ist der Knackpunkt?
Das Problem sind Chryslers Gläubiger - eine Gruppe von mehr als 40 Banken, Hedgefonds und anderen Investoren. Einige sind auf Konfrontationskurs und wollen sich bisher nicht auf einen Kompromiss zum Schuldenabbau einlassen. Im Insolvenzverfahren kann der Druck auf sie massiv erhöht werden, eine Erfolgsgarantie gibt es aber nicht. Darauf spekulieren manche Gläubiger: Sie wollen für sich selbst mehr herausholen. Sie verweisen auf die Autogewerkschaft UAW, die für ihren Verzicht auf Milliardenforderungen sogar die Mehrheit an Chrysler bekommen könnte - ähnliche Zugeständnisse wollen sie nun auch.

Was ist für einen Erfolg nötig?
Viel Geld. Die US-Regierung müsste den Überlegungen zufolge der wesentliche Kapitalgeber sein, zum Beispiel über Finanzspritzen oder über Garantien. Nötig wären noch weit mehr als die vier Milliarden Dollar, die Chrysler bislang erhalten hat. Auch die bereits in Aussicht gestellten sechs Milliarden Dollar dürften laut Experten nicht reichen. Das Risiko trägt also der US-Steuerzahler.

Welche Rolle spielt Fiat?
Die Hauptrolle. Ohne einen internationalen Partner ist Chrysler nicht überlebensfähig. Die Italiener sollen mit bis zu 35 Prozent und später womöglich noch mehr einsteigen. Sie bringen Sprit sparende Technologie und Kleinwagen-Know-how mit, dafür wollen sie aber keinen einzigen Euro für frisches Kapital ausgeben. Interessant wird eine Zusammenarbeit von Fiat und Chrysler vor allem dann, wenn Fiat auch noch den deutschen Hersteller Opel kaufen sollte. Die Italiener wären dann Herren über ein weltweites, wenn auch sanierungsbedürftiges Auto-Konglomerat.

Was passiert, wenn eine Sanierung schiefgeht?
Bei einem Scheitern droht ein Dominoeffekt - auch für deutsche Hersteller wie BMW und Daimler. Denn außer Chrysler stünden tausende Händler, Zulieferer und andere abhängige Firmen vor dem Aus. Insgesamt geht es in den USA und in Europa um Zigtausende von Jobs.


Daimler bekräftigt vollständige Trennung von Chrysler

Der Autobauer Daimler bekräftigte kurz nach Bekanntgabe der sich abzeichnenden Insolvenz noch einmal seine vollständige Trennung von Daimler. Man habe mit der endgültigen Trennung von Chrysler sogar einen Beitrag zur Restrukturierung des US-Herstellers geleistet, ließ der deutsche Autokonzern mitteilen.

Die Beziehung zwischen Chrysler und Daimler beschränke sich seit Anfang der Woche auf eine Kunden-Lieferanten-Beziehung. "Das bedeutet im Falle von Chapter 11: Daimler wird wie jeder andere Lieferant behandelt."

Am Montag hatte der Premiumhersteller nach einem monatelangem Streit bekanntgeben, auch seinen Chrysler-Restanteil von 19,9 Prozent an den Mehrheitseigner Cerberus abzugeben.

Dass die Rettung Chryslers an der Unnachgiebigkeit einiger Gläubiger gescheitert ist, sollte auch General Motors , den größten der drei US-Autobauer, eine Warnung sein: Auch dort fahren derzeit Gläubiger auf Kollisionskurs - und Obama hält dagegen.


cinque500

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Donnerstag, 30. April 2009, 19:19

ohje

maXTC

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3

Donnerstag, 30. April 2009, 19:29

:autsch:
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We're sorry about that.

puntostyler85

Suchtbolzen

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4

Donnerstag, 30. April 2009, 19:38

mann mann das macht mir angst.:heul: :heul: :heul: :heul:
Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du Ihn nicht gehst - R*I*S*I*K*O

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5

Donnerstag, 30. April 2009, 19:50

Zitat

Welche Rolle spielt Fiat? Die Hauptrolle. Ohne einen internationalen Partner ist Chrysler nicht überlebensfähig. Die Italiener sollen mit bis zu 35 Prozent und später womöglich noch mehr einsteigen. Sie bringen Sprit sparende Technologie und Kleinwagen-Know-how mit, dafür wollen sie aber keinen einzigen Euro für frisches Kapital ausgeben. Interessant wird eine Zusammenarbeit von Fiat und Chrysler vor allem dann, wenn Fiat auch noch den deutschen Hersteller Opel kaufen sollte. Die Italiener wären dann Herren über ein weltweites, wenn auch sanierungsbedürftiges Auto-Konglomerat.


na ja,das "chapter11" funktionieren kann,ist bewiesen.wenn das bei chrysler auch klappt,dann hat fiat anteile an einer im wert steigenden firma und damit ein gutes geschäft gemacht.
wenn das ganze nicht klappt,verliert fiat eigene technologien und know how.und mir kann keiner erzählen das sie nicht gegeninvestieren wenns anfangs schlechter aussieht,in der hoffnung chrysler noch retten zu können.

tricky
nur mal so als gedankenspiel:

könnte es sein das fiat von anfang an von chrysler wusste und gelder der us regierung dazu nutzt opel zu übernehmen?
:hmm:

flabbs

Haudegen

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6

Donnerstag, 30. April 2009, 23:19

Bei Chrysler einsteigen war ja auch in Vergangenheit immer ne Spitzensache ;)

Ich als BWLer und Skeptiker sehe bei der eigentlich seit Jahren andauernden Fusionitis und den M&A Geschäften grad bei GROSSEN Konzernen massive Probleme.

Entweder die Jungs bei Fiat verzocken sich RICHTIG oder die nutzen Chrysler nur als Markteinstieg in USA - Händlernetz ist ja groß genug usw.

In beiden Fällen würde ich Chrysler abwickeln und irgendwie vor die Wand fahren lassen wenn ich alle Vorteile aus dem Deal gezogen hätte (oder wenn der Deal eben nicht so das beste Geschäft war - in dem Fall fährt Fiat eben auch vor die Wand).

Irgendwer in China oder Indien hat bestimmt nochn paar Millionen übrig für die Markenrechte und Produktionsanlagen. Bestimmt günstiger und weniger Zeitaufwendig als solche Imperien umzukrempeln mit den Widerständen usw.

Hört sich zwar böse an, aber was da an Kraft VERSCHWENDET wird, was man auch in neue Produkte, Marketingstrategien etc. stecken könnte. :gaga:
Wie gesagt - ich bin skeptisch. Opel als kleines Ding ist was anderes (und da wäre ich auch skeptisch) - aber was da schon im Vorfeld für Widerstände gegen die bösen Italiener waren...

Als wenn ein Automobilzulieferer nen Image verzocken könnte wenn er Deutsche Jobs killt. Ich glaube Fiat als Marke würde es sich eher überlegen Arbeitsplätze in Deutschland zu halten, als ein für die meisten Leute unbekannter Automobilzulieferer...

Naja, is ja eh Schnee von gestern wie es scheint. Aber ich glaube die Materie ist bei weitem zu komplex um sie als Laie oder auch als hoher Manager zu beurteilen. Daher ist das meiner Meinung nach Zockerei.
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Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »flabbs« (30. April 2009, 23:20)


schneemann

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Freitag, 1. Mai 2009, 07:57

Chrysler-Insolvenz leitet Zeitenwende in Detroit ein

Chrysler-Insolvenz leitet Zeitenwende in Detroit ein - spiegel.de 30.04.2009

Der Schritt war unausweichlich geworden: Als erster der "großen Drei" der US-Autoindustrie hat Chrysler Insolvenz beantragt. Das umstrukturierte Unternehmen soll danach an die Gewerkschaften und Fiat gehen - ein Vorgang von historischer Tragweite. Der Ikone GM droht nun ein ähnliches Schicksal.

New York - Die Lage war ernst, der Präsident trotzdem gut gelaunt. "Hey Leute!", rief er den Reportern am Donnerstag im Weißen Haus zu, als er sie zum zweiten Mal binnen Stunden traf. "Ich weiß, ihr habt in letzter Zeit nicht genug von mir gesehen."

Der Scherz sollte wohl die Dramatik der Stunde überspielen. Dabei war die Nachricht, die Obama verkündete, im Prinzip längst bekannt. Sein Team hatte die Reporter zuvor mit Hintergrundgesprächen und lancierten Zitaten gut eingestimmt. Die Botschaft an die Öffentlichkeit sollte klipp und klar sein - unmissverständlich. Ein Obama-Berater umschrieb das Szenario so: "Niemand wollte es, aber jeder musste sich darauf einstellen, und als es so kam, waren wir bereit."

Das besagte Szenario war die Insolvenz von Chrysler. An diesem Donnerstag lief die allerletzte Galgenfrist für den maroden Autokonzern ab: Entweder einigte er sich mit seinen Gläubigern - oder die Regierung, die ihn mit bisher 4,5 Milliarden Dollar am staatlichen Geldtropf hält, lässt ihn ins Konkursverfahren schlittern. Letzteres war das, was schließlich geschah.

Obama hatte die Nation schon am Vorabend vorbereitet. "Selbst wenn sie eine Form der Insolvenz durchlaufen müssten", sagte er bei, "wäre es eine sehr schnelle Art von Insolvenz." Sprich: Das Angstwort Insolvenz bedeutet keinesfalls das Ende. "Sie könnten weiter operieren und in einer viel stärkeren Position daraus hervorgehen."

Und so soll es nun sein. "Es ist ein Stützpfeiler unserer Industriewirtschaft", sagte Obama am Donnerstag, als er das Schicksals Chrysler offiziell besiegelte, "doch ehrlich gesagt ein Stützpfeiler, der geschwächt ist." Das gefürchtete Wort "Insolvenz" vermied er dabei bis ganz zum Schluss seiner 15-minütigen Rede: "Die Insolvenz ist kein Zeichen der Schwäche, sondern ein weiterer Schritt auf dem klar gezeichneten Weg zu einer Wiederbelebung."

Nicht mal eine Stunde nach Obamas Auftritt reichte Chrysler bei einem New Yorker Gericht offiziell den Konkursantrag ein. Als erster der vormals "großen Drei" Detroits leitet der Konzern damit - in einem historischen Moment für diese einst stolze, im US-Nationalgefühl tief verwurzelte Industrie - das geordnete Insolvenzverfahren ein. Danach soll die entschlackte Firma an die Gewerkschaften, den italienischen Autobauer Fiat und, als Minderheitspartner, die Regierungen der USA und Kanadas gehen.

Ist das das Ende Detroits? Oder der Beginn von "Detroit light" - einer Autostadt mit einer verbliebenen Kfz-Rumpfindustrie, doch ohne die frühere Allmacht und mit erheblicher Auslandskontrolle? Denn dasselbe Schicksal droht nun auch General Motors (GM): Das hat zwar noch einen Monat länger Zeit, steht aber vor einer ähnlich dramatischen Konsequenz - und hat bereits erste Schritte dazu eingeleitet.

Obama verklärte das Drama mit blumiger Rhetorik zu einer typisch amerikanischen Story vom Aufstieg aus der Asche, von Hoffnung nach dem Fall: "Einer der geschichtsträchtigsten Autobauer Amerikas", sagte er, bekomme durch die Insolvenz "eine zweite Chance".

"Chapter 11" heißt dieser in Detroit bisher nur mit apokalyptischem Schaudern quittierte Schritt, benannt nach einem Paragrafen des US-Konkursrechts. An dessen Ende steht selten die Liquidation, wie viele beim Wort "bankruptcy" gleich befürchten - diese liefe über "Chapter 7". Sondern ein verschlanktes, kleineres, doch nicht unbedingt unabhängiges Unternehmen. In diesem Fall ein Unternehmen, das zu 35 Prozent Fiat gehört.

Normalerweise können sich solche Abwicklungsverfahren jahrelang durch die Konkursgerichte quälen. Die Fluggesellschaft United Airlines zum Beispiel verbrachte mehr als drei Jahre im Insolvenz-Vakuum.

Diesmal jedoch versucht der Konzern, mit Gewerkschaften, Gläubigern, Händlern und Zulieferern schon vorweg Vereinbarungen zu treffen und diese dem Gericht dann als fertig geschnürtes Paket vorzulegen. "Quick-rinse bankruptcy" nennen sie das auch: "Insolvenz im Schnelldurchlauf". Das Weiße Haus will diesen Prozess mit weiteren Geldspritzen von bis zu acht Milliarden Dollar flankieren.

Fiat dagegen muss der Vereinbarung zufolge keine direkte Finanzierung beisteuern. Es soll Chrysler kostenlosen Zugang zu Technologie und Know-how geben und mindestens ein neues US-Werk bauen. Außerdem bekommt der Konzern Sitze im Board. Für die Reste Chryslers nach der Insolvenz soll es zwei Milliarden Dollar an die Gläubiger zahlen. Im Gegenzug darf es seine Beteiligung von anfangs 20 schrittweise auf 35 Prozent erhöhen. Ursprünglich war vorgesehen worden, dass Fiat am Ende 55 Prozent an Chrysler halten kann. Das zerschlug sich aber in den Verhandlungen mit der Gewerkschaft UAW, die jetzt selbst 55 Prozent an Chrysler übernehmen wird.

Die restlichen zehn Prozent sollen in staatliche Hand übergehen: Acht Prozent an die US-Regierung, zwei Prozent an die Regierungen von Kanada und seines Bundesstaates Ontario.

Die eigentlichen Anteilsgrößen sind für Fiat aber sowieso weniger entscheidend. "Auch wenn die Aktienstruktur wichtig ist", schreibt die italienische Zeitung "Corriere della Sera", "ist sie doch nicht die ganze Geschichte." Für Fiat sei die Allianz mit Chrysler zwar "gewagt", aber auch "ausschlaggebend". So könnten sich beide Unternehmen bestens ergänzen, bei Produktion wie Vertrieb: Chrysler, das auf größere Autos spezialisiert ist, und Fiat mit seinen Kleinwagen und Energiespar-Autos.

Da der gerichtliche Gläubigerschutz nun aber an erster Stelle steht, ist der Ausgang dieser "chirurgischen Insolvenz" trotzdem keineswegs garantiert. Das Weiße Haus hofft, dass das Verfahren innerhalb weniger Wochen erledigt wird, die Rede ist von "30 bis 60 Tagen". Dabei würde Chrysler, unter der Kontrolle des Gerichts, Schulden, Verkaufsvertretungen und andere teure Verbindlichkeiten abstoßen - Vorbedingungen für einen Fiat-Einstieg, der erst erfolgt, wenn alle Schulden getilgt sind.

Es besteht jedoch durchaus weiterhin die Möglichkeit, dass das Gericht Chrysler - mit seinen 54.000 Angestellten, rund 115.000 abgängigen Pensionären und Montagewerken in Michigan, Ohio und Indiana - auf Druck der Gläubiger zerschlägt und die Einzelteile verscherbelt wie ein Schrottauto. Denn das könnte für die Geldgeber lukrativer sein.

Es waren ja eben auch diese Widerspenstigen, die einen außergerichtlichen Deal in der Nacht zum Donnerstag hatten scheitern lassen. Chrysler steht bei 46 Gläubigern - Großbanken, Hedgefonds, Investoren - mit insgesamt 6,9 Milliarden Dollar in der Kreide. Das US-Finanzministerium hatte als Kompromiss angeboten, sie mit zwei Milliarden Dollar abzufinden, also knapp 29 Cent pro Dollar.

Die vier größten Banken, die 70 Prozent der Chrysler-Schuldenlast beanspruchen, sagten zu: JPMorgan Chase, Morgan Stanley, Goldman Sachs und Citigroup. Die anderen jedoch winkten ab, darunter viele Hedgefonds - obwohl die US-Regierung die Summe am Ende noch mal auf 2,25 Milliarden Dollar aufstockte. Obama verhehlte seine Entrüstung nicht: Die Fonds hätten "ungerechtfertigt" Staatsgelder haben wollen. "Ich stehe nicht an ihrer Seite."

Die "Verweigerer", wie sie in der US-Presse schnell tituliert wurden, begründeten ihren Widerstand unter anderem damit, dass sie, anders als die US-Autogewerkschaft UAW, nur Cash angeboten bekommen hätten statt Aktienanteile. Eine solche Offerte sei "eine eklatante Missachtung der Fairness", protestierten sie. Ein weiterer Grund: Die Fonds halten auch Anteile an GM und Ford - eine reduzierte Produktionskapazität aufgrund einer Chrysler-Insolvenz käme ihnen finanziell also mehr zugute als ein Deal. Andere würden sie über Kreditderivat-Geschäfte davon profitieren.

Die meisten Zugeständnisse machte dagegen die Gewerkschaft. Sie verzichtete auf Sozialleistungen und Überstundenausgleich, billigte Lohnkürzungen und ließ sich auf ein verschärftes Arbeitsrecht ein - im Gegenzug für den 55-Prozent-Anteil an einem umstrukturierten Chrysler, mit dem die UAW ihre Pensionslast mitfinanzieren will, die sich inzwischen auf zehn Milliarden Dollar beläuft.

Ein solch massiver Einstieg der Arbeitnehmer in ein Unternehmen ist in den USA einmalig. Die UAW wird nicht nur der größte Chrysler-Shareholder, sondern auch im Verwaltungsrat vertreten sein. Insgesamt sechs Mitglieder sollen die Regierungen der USA und Kanadas sowie die Gewerkschaft stellen, drei Vertreter entsendet Fiat.

Ähnliches zeichnet sich bei GM ab, wo die UAW ein Drittel der Anteile bekommen soll. "Die Gewerkschaft wird nie mehr die gleiche sein", sagte der Auto-Experte Gary Chaison der "New York Times". "Die Industrie wird nie mehr die gleiche sein."

Das bisherige Chrysler-Management dürfte der Insolvenz freilich zum Opfer fallen. Firmenchef Robert Nardelli, der bis zuletzt noch Hoffungen auf ein außergerichtliches Deal gemacht hatte, erklärte noch am Donnerstag seinen Rücktritt. Auch Vize Tom LaSorda kündigte bereits seinen Rücktritt an.


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8

Freitag, 1. Mai 2009, 09:27

@flabbs :

Zitat

Bei Chrysler einsteigen war ja auch in Vergangenheit immer ne Spitzensache


erst chapter11 macht das ganze zur spitzensache,denn danach wird der betrieb gesund geschrumpft sein.das kann man nicht mit der bisherigen situation bei chrysler vergleichen!
für mich sieht das gesamtkunstwerk das fiat gerade aufdeckt sehr schlüssig aus.ob sich das bewahrheitet werden wir schon bald sehen...

CromaTD

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9

Montag, 4. Mai 2009, 10:40

Eines ist fix: In den vernetzten Strukturen und dem reduzierten Verwaltungs- und Entwicklungsaufwand liegt die Stärke der zukünftigen Automobil-Branche!
Sieht man ja bei VW (die ja trotz dieser Grundlage kräftig zu kauen haben): 3 bis 4 Plattformen und darauf eine komplette Modellpalette ... ein paar Ergänzungen im Nieschenbereich durch Joint Ventures abgedeckt und man ist kostengünstig Vollanbieter!

Und hier liegt der Benefit dieses Zusammenschlusses: Weniger Entwicklungskosten die auf jedem einzelnen Auto liegen und damit eine wesentlich höhere Kosteneffizienz!

Anders als bei Opel, sind bei diesem Deal die Synergien deutlich sichtbar und das Potential selbst für den Laien zu erkennen!

Das Fiat alledings Chryler "vor die Wand fahren" wird glaube ich nicht: Davon hätte keiner was, mal abgesehen davon, dass die US-Steuermilliarden dann nicht fließen würden.

Was Fiat hier derzeit abzieht ist wohl das coolste, was in der Wirtschaftswelt die letzten Jahre abgelaufen ist - und das geilste daran: Es schaut aus, als würd es funktionieren :no1:

Gruß
Klemens

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10

Montag, 4. Mai 2009, 10:48

So viele Leute wollten schon die welt beherrschen. Und wem gelingt es?
Fiiiiiat:D Wobei sich das ganze natürlich erst noch raustellen wird wie es funzt;)
Original von Pre4dator

Zitat

bin immernoch auf der suche... :ugly: