Fiat Fiorino Qubo: Erster Fahrbericht - ams.de | Werner Schruf | 16.09.2008
Mit dem neuen Fiorino Qubo mischt Fiat erstmals im Marktsegment geräumiger Minivans mit, die auf kleinen Transportern basieren, aber Personenwagen-Charakter haben. Erste Fahreindrücke von der Diesel-Variante mit 75 PS.
Vielseitig wie ein Würfel möchte dieser Fiat sein, weshalb er auch den Zusatznamen Qubo trägt. Er ist die komfortbetonte Version des im Frühjahr 2008 erneuerten Kastenwägelchens Fiorino, basiert auf der Kleinwagen-Plattform des Konzerns und nutzt zu rund 40 Prozent Gleichteile vom Grande Punto. Das sieht man ihm nicht an, denn er kommt völlig eigenständig daher mit seiner hohen Karosserie, der wulstigen Frontpartie, den eigenwillig gestylten Seitenfenstern und der massigen Heckpartie. Seine Form signalisiert unmissverständlich, dass er sehr geräumig und praktisch ist.
Bis zu 2.500 Liter Stauraum
Eine große, über 1,85 Meter weit aufschwingende Heckklappe gibt den Zugang zu einem glattflächigen Gepäckraum mit niedriger Ladekante und üppiger Breite (972 cm) frei. Für 60 Euro Aufpreis gibt es alternativ eine zweiflügelige verglaste Hecktür. Großzügiges Raumangebot und vielfältige Variationsmöglichkeiten machen den knapp vier Meter langen Qubo zum Lademeister: Sein Kofferraum bietet ein Volumen zwischen 330 und 650 Liter (bis zum Dach gemessen). Durch Umklappen von Lehnen und Sitzflächen der asymmetrisch geteilten Fondbank wird das Fassungsvermögen stufenweise erhöht. Mit zwei weiteren Handgriffen lassen sich die Bankhälften ganz ausbauen, was wegen ihrer Sperrigkeit und des Gewichts von 26 respektive 14 Kilogramm kräftiges Zupacken verlangt. So ergibt sich ein maximales Stauvolumen von beachtlichen 2.500 Litern.
Für den Transport langer Gegenstände (bis 2,50 m) bietet Fiat einen dünner gepolsterten Beifahrersitz an, den man zusammenklappen und auf Höhe des Ladebodens absenken kann (plus 40 Euro). Als sehr praktisch erweisen sich auch die beiden hinteren Schiebetüren, die selbst in engen Parkhäusern den Fondpassagieren einen mühelosen Einstieg ermöglichen. Ihre Fenster sind jedoch nicht versenkbar, aber man kann sie eine Handbreite weit ausstellen.
Hinten wie vorne fühlt man sich im Qubo gut aufgehoben, dafür sorgen das überaus großzügige Raumgefühl mit üppiger Kopffreiheit, die erhöhte, gute Übersicht verschaffende Sitzposition, guten Seitenhalt bietende, komfortable Seriensitze sowie die funktionelle, einfache Bedienung. Die verwendeten Kunststoffe für Armaturenbrett und Verkleidungen wirken sauber verarbeitet, das Ambiente im Cockpit vermittelt weit mehr Personen- als Lieferwagen-Feeling. Ein wenig mehr Ideenreichtum bei der Realisierung von Ablagen und Getränkehaltern speziell im Fond würden junge Familien, eine erklärte Qubo-Zielgruppe, jedoch zweifellos begrüßen.
Gute Pkw-Manieren
Beim Fahren gefällt der Qubo mit überzeugenden Eigenschaften: In Pkw-Manier umrundet er Kurven mit hoher Gelassenheit und beginnt erst dann dezent über die Vorderräder zu schieben, wenn der Fahrer eine sportliche Gangart anschlägt. Die mag er nicht so sehr, dafür folgt er ansonsten brav und akkurat den Vorgaben seiner hydraulischen Servolenkung und überrascht mit guter Handlichkeit und einem kleinen, laut Werksangabe unter zehn Metern liegenden Wendekreis.
Den Löwenanteil zum Wohlbefinden der Insassen aber trägt seine Federung bei, die kleine und grobe Unebenheiten überraschend souverän wegbügelt. Die ausgewogenen Fahrwerksqualitäten verdankt der Qubo seiner Abstammung vom Grande Punto; das elektronische Stabilitätsprogramm bietet Fiat ab Herbst dieses Jahres für rund 350 Euro als Extra an.
Preise ab 12.990 Euro
Zunächst startet der Qubo mit zwei Motoren: Neben dem vom französischen PSA-Konzern stammenden 1,4-Liter Benziner (73 PS) ist auch der 1,3 Liter große Multijet-Diesel mit 75 PS von Fiat im Angebot. Er sorgt für ansprechendes Temperament, hängt gut am Gas und liefert auch bei niedrigen Touren kräftigen Durchzug. Dass er bei hoher Beanspruchung im Qubo akustisch angestrengt klingt, kann man ihm angesichts seiner Genügsamkeit nachsehen (ECE-Mix 4,6 L/100 km). Als Alternative zum exakten, leichtgängigen Fünfgang-Schaltgetriebe bietet Fiat für die Diesel-Variante das Dualogic genannte automatisierte Sechsganggetriebe an (1.200 Euro).
Gefertigt wird der Fiorino ebenso wie seine baugleichen Brüder Citroen Nemo und Peugeot Bipper - bei Tofas-Fiat im türkischen Bursa. Zur Markteinführung startet der Qubo als Benziner in der Active-Variante ab 12.990 Euro, in der reichhaltiger und mit Klimaanlage ausgestatteten Version Dynamic kostet er als Diesel 3.000 Euro mehr. Fiat hat also auch preislich gute Voraussetzungen geschaffen, um das auf dem deutschen Markt angestrebte Verkaufsziel von etwa 3.500 Einheiten im nächsten Jahr zu erreichen.