Lancia Musa 1.3 Multijet 16V - der letzte seiner Art - ftd.de, 27.12.07
Zwei Jahre vor dem Generationswechsel war Lancias Minivan Musa noch mal in der Schönheitsfarm. Neben der optischen Verjüngung bekam er mehr Kofferraum und Technik verpasst - aber keine neuen Motoren.
Die wichtigste Neuerung verkündete Lancia-Chef Oliver Francois schon bei der ersten Präsentation des überarbeiteten Lancis Musa: "Hinten passt jetzt ein Buggy rein." Der kleine Van von Lancia, soll das heißen, ist größer geworden - aber immer noch der klassische Zweitwagen für die junge Familie. Vor allem für den weiblichen Teil der jungen Familie. Zwei Jahre vor dem geplanten Generationswechsel hat Lancia den Musa noch einmal einem "heavy Facelift" unterzogen, wie Francois das Peeling nennt: am Outfit wurde gefeilt, unter der Haube ist das meiste gleich geblieben.
Das geliftete Gesicht des Musa wirkt moderner, eleganter und dynamischer. Der Kühlergrill ist ebenso neu wie das Lancia-Logo, das ihn schmückt. Die Seitenlinien haben die Designer vom hauseigenen Centro Stile Lancia unter anderem mit Chromapplikationen veredelt. Und das Heck spricht jetzt mehr an: ähnlich wie beim großen Thesis ziehen sich die Rücklichter in zwei filigranen Bändern von Leuchtdioden vertikal von der Stoßfängerlinie hoch. Dazu gibt es 14 frische Farben und vier Bi-Color-Lackierungen.
Innen hat der Musa Platz gewonnen - zum einen vergrößern die 70 Liter mehr den Laderaum nun auf 390 Liter und bieten somit über 100 Liter mehr als der Konkurrent Nissan Note. Zum anderen ist durch Verschieben und Klappen der im Verhältnis 60:40 geteilten Rückbank der Stauraum auf bis zu 1488 Liter erweiterbar. Auch das schaffen weder Note noch Opel Meriva. Der konzerneigene Bruder Fiat Idea bringt es ebenfalls nur auf höchstens 1420 Liter.
Der Lancia Minivan ist alles andere als Mini. Die hohe Sitzposition sorgt für bequemen Ein- und Ausstieg sowie einen guten Überblick. Platz zwischen Kopf und Dachhimmel ist auch bei großen Zeitgenossen reichlich. Die Sitzflächen wirken beim Einstieg zunächst ungewohnt hart - nach einer Weile sitzt man allerdings ganz gut. Klares Minus: die Kopfstützen lassen sich schlecht höher einstellen.
Keine Überraschungen bei der Motorisierung
Die Materialien innen wirken hochwertig. Und auch die Verarbeitung macht einen guten Eindruck. Leider hat sich Lancia nicht vom Designprinzip der mittig angeordneten Instrumente verabschiedet. Das schafft zwar Platz für praktische Ablagen vor Beifahrer und Fahrer, rückt aber die wichtigsten Datenanzeigen aus dem direkten Sichtfeld des Fahrers.
Wenig bis nichts getan hat sich unter der Motorhaube. Wie gehabt gibt es den Musa wahlweise mit einem von drei Diesel- und zwei Benzinmotoren. Die Palette reicht dabei vom 1,3-Liter-Multijet-Diesel mit 51 kW/70 PS über den 1,4-Liter-Benziner mit 57 kW/77 PS bzw. 70 kW/95 PS bis hin zum 1,9-Liter-Multijet-Diesel mit 74 kW/100 PS. Wir fanden den "mittleren" 1,3-Liter-Diesel mit 66 kW/90 PS am ausgewogensten und am besten abgestimmt. Dessen maximales Drehmoment von 200 Nm (ab 1750 U/min.) reicht gut aus, um den kleinen Lancia munter und agil durch den Verkehr zu lotsen. Und auch Überholmanöver auf der Landstraße werden mit ihm nicht zum Nervenkitzel: von 0 auf 100 km/h kommt der Diesel in 12,5 Sekunden, bei 173 km/h ist Schluss. Dafür verspricht Lancia einen Verbrauch von 4,7 Liter Diesel.
Enttäuschendes 5-Gang-DFN-Getriebe
Wenig Spaß macht er allerdings zusammen mit dem neuen automatisierten 5-Gang-DFN-Getriebe. Lancia übersetzt DFN mit "Dolce Far Niente" - "Süßes Nichtstun". Das passt: bis das Getriebe im Automatikmodus etwas tut, vergehen merkbare Sekundenbruchteile des Nichtstuns. Die Zugkraftunterbrechungen beim Wechseln der Gänge erinnern an eine gemilderte Version der alten Smart-Automatik. Dazu kommt, dass man sich an weitere Eigenheiten gewöhnen muss. Daran etwa, dass es keine Parkstufe gibt, sondern man beim Abstellen im manuellen Modus die 1. Gangstufe einwählen muss. All das ist gerade noch erträglich - aber die knackige und präzise Handschaltung ist die bessere Wahl.
Ansonsten passt das technische Innenleben. Die elektrische Servolenkung - wie gewohnt auf Knopfdruck zur leichtestgängigen "Citylenkung" verstellbar - ist angemessen direkt und präzise. Sie vermittelt aber gerade beim Diesel auch immer wieder merkbar die Antriebskräfte, die auf die Vorderachse wirken. Bei der Fahrwerksabstimmung haben die Techniker eine gute Balance zwischen Sportlichkeit und Komfort gefunden.
Angeboten wird der neue Musa in drei Ausstattungslinien. Aber schon in der Basisversion ist er mit unter anderem Klimaanlage, elektrischen Fensterhebern, Bordcomputer, "Follow-me-home"-Scheinwerfern, Berganfahrhilfe, ESP, ABS oder Funkschlüssel ausgestattet. Der "mittlere" Diesel kostet ab 18.990 Euro. Den preiswertesten Musa Argento mit 1,4-Liter-Benziner und 77 PS gibt es ab 14.990 Euro.