Fiat-Tochter droht Bestechungsskandal - ftd.de, 28.11.07
In der deutschen Autobranche bahnt sich ein neuer Skandal um Korruption im Betriebsrat an. Der ehemalige Gesamtbetriebsratschef der deutschen Fiat-Tochter Iveco Magirus, Andreas Märkl, steht unter dem Verdacht, Bestechungsgelder von der Nürnberger Versicherung eingestrichen zu haben.
Einen entsprechenden Bericht der FTD bestätigte ein Sprecher der Ulmer Justiz am Mittwoch. Der Vorwurf laute auf Bestechlichkeit in einem besonders schwerem Fall.
Im Gegenzug für die Vergünstigungen solle der Arbeitnehmervertreter veranlasst haben, dass die Verträge für die Altersversicherung der Mitarbeiter über diesen Versicherer abgeschlossen werden. Die Nürnberger Versicherung war der Staatsanwaltschaft Ulm bei Ermittlungen ins Visier geraten. Die Nürnberger Versicherungsgruppe und die Fiat-Tochter Iveco Magirus hatten zuvor gegenüber der FTD die Ermittlungen bestätigt.
"Wir haben wegen des Verdachts der Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr die Betriebsratsbüros bei Iveco am 14. November durchsuchen lassen, wie auch die einer Versicherung", sagte Wolfgang Zieher, leitender Staatsanwalt in Ulm, ohne Namen zu nennen. Es gehe um einen Geldbetrag im sechs- bis siebenstelligen Euro-Bereich. Die Nürnberger Versicherung teilte mit, dass die Staatsanwaltschaft Ulm und Mitarbeiter der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht die Geschäftsräume der Nürnberger Versicherungsgruppe durchsucht haben. Im Zusammenhang mit Vorwürfen gegen dritte Personen habe die Staatsanwaltschaft auch Unterlagen mitgenommen, hieß es. "Die erhobenen Vorwürfe richten sich gegen Mitarbeiter eines Vermittlungsunternehmens, das Verträge unter anderem an die Nürnberger vermittelt, sowie gegen Mitarbeiter eines Unternehmens aus der Fertigungsbranche", teilte die Nürnberger Versicherung mit. Man wolle die Behörden bei ihrer Arbeit in vollem Umfang unterstützen.
Die Ulmer Firma Iveco Magirus ist Hersteller von Fahrzeugen für den Brand- und Katastrophenschutz und in dieser Branche eine Größe. Die Firma mit 1975 Mitarbeitern in Deutschland und einem Umsatz im Jahr 2006 von knapp über 2 Mrd. Euro gehört zur Nutzfahrzeugtochter Fiats, Iveco.
Märkl war für eine Stellungnahme bis Dienstagabend nicht erreichbar. Vonseiten des Iveco-Betriebsrats hieß es, er habe die Abgabe seines Postens intern mit "beruflichen und gesundheitlichen Gründen" erklärt.
Im Fall der Korruptionsvorwürfe habe die Kriminalpolizei Ulm bei der Bürodurchsuchung Material sichergestellt, sagte der leitende Staatsanwalt Zieher. Ein Sprecher des Unternehmens betonte, dabei sei "kein Blatt Papier" des Konzerns selbst mitgenommen worden.
Auf Bestechung im Geschäftsverkehr stehen bis zu drei Jahre Haft. Sollte sich im Zuge der Ermittlungen erweisen, dass sogar zu teure Versicherungen abgeschlossen wurden, könnte die Staatsanwaltschaft auch dem schwereren Vorwurf der Untreue nachgehen. Bisher sei dies nicht der Fall, sagte Zieher. "Es gibt den Verdacht, dass Gelder gezahlt und dafür Verträge mit dem Versicherer abgeschlossen wurden. Wir gehen bisher nicht davon aus, dass dabei schlechtere Verträge zustande kamen. Aber wir haben alles im Blick."