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schneemann

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 12:24

Fiat-Designchef Lorenzo Ramaciotti - Mit Poesie und Stil

Fiat-Designchef Lorenzo Ramaciotti - Mit Poesie und Stil - von Katharina Kort; handelsblatt.com, 16.10.07

Fiat hat zum ersten Mal in seiner Geschichte einen zentralen Designchef: Lorenzo Ramaciotti. Das erste Auto, das unter seiner Regie auf den Markt kommen soll, ist ein Alfa Romeo.

TURIN. Ein wenig wirkt die Zeichnung wie von Kinderhand gefertigt, das Design des Automodells erinnert an die 70er. Mit einem leichten Grinsen zeigt Lorenzo Ramaciotti, neuer Designchef von Fiat, auf ein Foto. Ein angehender Autodesigner hat ihm seinen Entwurf direkt nach Turin geschickt.
Fast täglich flattern Ramaciotti Vorschläge aus aller Welt auf den Schreibtisch. „Ich schaue mir alle an“, sagt er. Bei hundert Vorschlägen sei vielleicht ein brauchbarer dabei. Dieser jüngste Entwurf scheint ihn jedoch nicht recht zu überzeugen. So wird er sich bei dem Zeichner höflich für den Enthusiasmus bedanken. Ein neuer Punto oder Panda wird daraus wohl kaum entstehen. Seit Juni ist der 59-jährige Rama-ciotti Designchef bei Fiat – ein Novum. Anders als die meisten Konkurrenten hatte Fiat in seiner 108-jährigen Geschichte nämlich noch nie einen zentralen Designchef, der alle Marken verantwortet. Auch das mag wohl ein Grund dafür gewesen sein, weshalb begabte Designer das italienische Haus gen Norden verlassen haben: So ist Walter De Silva heute Designchef von Volkswagen, Chris Bangle leitet das Design von BMW.
Ramaciotti ist nun Herrscher über das ganze Designreich: Er ist verantwortlich für die größte Marke Fiat, für Lancia, Alfa Romeo und Maserati. Für eine derart reizvolle Aufgabe gab der studierte Ingenieur sogar seinen Frühruhestand auf. Denn Ramaciotti hatte eigentlich seine Karriere längst abgeschlossen und sich in die Hügel außerhalb Turins zurückgezogen. Zuvor hatte er bei dem renommierten italienischen Designhaus Pininfarina Klassiker wie den Ferrari 360 Modena und den 550 Maranello entworfen und auch für Autohäuser in Frankreich und China gearbeitet.
„Ich dachte, ich hätte alle meine Wünsche im Berufsleben bereits erfüllt“, sagt der Mann zurückblickend, der schon als kleiner Junge in Modena – der Heimatstadt von Maserati, Lamborghini und Ferrari – davon geträumt hat, Autos zu entwerfen. Aber dann hat ihn das Angebot von Fiat doch zu sehr gereizt. Das erste Auto, das unter seiner Regie auf den Markt kommen soll, wird voraussichtlich ein Alfa Romeo im Jahr 2009 sein. Mehr verrät er noch nicht.
„Mein Ziel ist es, die Richtung des individuellen Stils für die einzelnen Marken zu definieren, sie aber alle unter dem Oberbegriff des ,Stile ita-liano’ zu vereinen“, sagt der Mana-ger. Was er unter italienischem Stil versteht? „Ein schönes Objekt, designt mit wenigen, schlichten Linien. Etwas, das man nicht auf rationalem Wege wie etwa beim Bauhaus, sondern auf poetischem Wege erreicht.“
Ganz im „Stile italiano“ sollen sich die einzelnen Marken des Autoherstellers allerdings weiterhin klar voneinander unterscheiden. Ramaciotti erläutert seine Markenphilosophie: So stehe die Marke Fiat für eine „einfache, aber effiziente und brillante Lösung“ von alltäglichen Problemen. Die edlere Marke Lancia solle „Mode und Eleganz“ ausstrahlen, Alfa Romeo dagegen sei „die sportliche und leidenschaftliche Seele“ von Fiat. Bildlich verdeutlicht er seine Markenphilosophie mit einem Vergleich aus der Möbelwelt: Fiat könne man am ehesten mit Ikea vergleichen, Maserati dagegen mit einem Möbelstück, das in Einzelfertigung designt wird.

Ramaciottis Liebe zum Design kommt allerdings nicht nur in wohlgesetzten Worten zum Ausdruck. Schlendert der neue Designchef in der zum „Centro Stile“ umfunktionierten Fabrikhalle zum Transporter Fiorino, kommt es vor, dass er ihm sanft über die Ablage streicht. Beim für das kommende Jahr geplanten Lancia „Delta“, deckt er die Plane auf, lässt sich Zeit, diesen noch einmal kritisch zu betrachten.
Aber Ramaciotti hat auch eine andere, wesentlich sachlichere Seite. „Er ist ein Manager von Designprozessen, der Kreativität zähmen kann“, heißt es in Industriekreisen. Designerallüren, etwa das Zahlenwerk zu verschmähen, sind Ramaciotti nach eigenen Angaben fremd: „Ein Kreativer ist kein absolutes Genie, er muss sich auch an Budgets halten.“ Lowie Vermeersch, heutiger Designdirektor von Pininfarina und ehemaliger Mitarbeiter von Ramaciotto, beschreibt seinen ehemaligen Chef fast schwärmerisch: „Er ist leidenschaftlich und gründlich auf der ständigen Suche nach der Balance zwischen Vernunft und Gefühl.“ Als einzigen Mangel des „unermüdlichen Arbeiters“ fällt Vermeersch nur die große Naschsucht seines Ex-Chefs ein.
Ein anderer Wegbegleiter aus Pininfarina-Zeiten urteilt: „Er ist nicht der typische Stilist.“ Aber er wisse, was er an einem Entwurf ändern müsse, damit es ein Erfolg werde. Ramaciotti bevorzugt einen informellen Führungsstil – die Tür zu seinem Büro ist stets offen. „Ich fühle mich hier wie der ältere Bruder, der ein wenig mehr Erfahrung hat und die einbringt“, sagt er in Hinblick auf die junge Truppe, mit der sich der Fiat-Konzernchef Sergio Marchionne umgibt. Er weist darauf hin, dass ein älterer Torwart mit jungen Stürmern ein gutes Team bilde. So sieht er seine Rolle als Coach, der nicht selbst zeichne, sondern die Richtung vorgebe.
Trotz derartiger Vergleiche aus der Fußballwelt muss Ramaciotti allerdings einräumen: „Ich bin ein wenig unitalienisch: Ich rauche nicht, ich spiele nicht, ich mag keinen Wein und bin kein Fußballfan.“ Seine Liebe zu Italien scheint dies nicht zu beeinflussen. Denn leben würde er nirgendwo anders wollen. So lehnte er im Laufe seiner Karriere auch ein Angebot eines deutschen Autoherstellers ab, weil er die Landschaft, die Denkmäler, das Essen und das Klima seiner Heimat nicht missen möchte. „Auf meinen Reisen durch die Welt lerne ich wunderschöne Orte kennen. Doch wenn ich nach Hause komme, bin ich zufrieden.“
Ramaciotti ruht in sich selbst. Und er steht heute selbstbewusst zu seinen Misserfolgen: Den unter seiner Regie entworfenen Ferrari F 50 bezeichnet er ohne Umschweife als „Rifrittura“ – ein aufgewärmtes Essen, „dem es an Innovation mangelte“. Einer seiner ersten Misserfolge liegt mittlerweile 40 Jahre zurück: 1967 hatte er sich an dem Wettbewerb des Designhauses Bertone – dem Erzkonkurrenten von Pininfarina – für Nachwuchsdesigner beteiligt. „Zu meiner großen Enttäuschung wurde in dem Jahr kein Preis verliehen, weil das Niveau der Teilnehmer zu niedrig war“, erzählt er heute lachend.