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Fiat schreibt Tochter Iveco Alleingang vor - von Florian Eder und Kristina Spiller; ftd.de, 17.01.07

Der italienische Lkw-Produzent Iveco muss seinen Rückstand gegenüber der Konkurrenz im Geschäft mit großen Lastwagen ohne eine Fusion mit einem anderen Hersteller aufholen. Zudem werde der Mutterkonzern Fiat den Nutzfahrzeugbauer weder ganz noch teilweise verkaufen, sagte dessen Chef Sergio Marchionne.


Fiat-Chef Sergio Marchionne

"Iveco wird alleine seine Position als Full-Range-Hersteller ausbauen", ergänzte er. Fiat setzt ungeachtet der stärker werdenden Konzentration im Lkw-Markt auf einen Alleingang. Analysten hatten erwartet, dass Iveco aufgrund seiner geringen Größe zum Übernahmeziel eines Rivalen werden dürfte. Denn der Wettbewerbsdruck auf die Lkw-Hersteller steigt - und damit der Zwang, größer zu werden und Kosten zu senken.

Der anstehende Zusammenschluss von MAN mit dem skandinavischen Konzern Scania, über den derzeit verhandelt wird, dürfte den Wettbewerb in Europa zusätzlich verschärfen. Denn im europäischen Markt würden die beiden Konzerne zum führenden Lkw-Hersteller aufsteigen. Sie wären etwa im Segment der schweren Lkw ein neues Schwergewicht. Hier hat Iveco heute einen Marktanteil von nur knapp elf Prozent. Marchionne sieht in einer möglichen Fusion der Konkurrenten indes keinen Nachteil für Iveco: "Ich bin nicht überzeugt von einem Zusammenschluss zweier Hersteller von schweren Lkw. Der Aggregationsprozess wäre nicht einfach."

Bis 2010 wolle Iveco im schweren Segment zu den Marktführern gehören, sagte Iveco-Chef Paolo Monferino. Die Hoffnungen des Konzerns richten sich dabei auf das neue Modell Stralis, das ab Ende Februar ausgeliefert wird. Iveco ist bislang stark vor allem bei leichten Lkw von 3,5 bis 6 Tonnen und mittelschweren Fahrzeugen. Hier teilt sich der Lkw-Bauer die Marktführerschaft mit DaimlerChrysler.

Der weltgrößte Nutzfahrzeugbauer aus Stuttgart erwartet allerdings wie die meisten Hersteller im laufenden Jahr einen Rückgang beim Lkw-Verkauf. Das erschwert die Lage für die Firmen. "2007 erwarten wir zyklusbedingt und durch veränderte Abgasgesetzgebungen einen deutliche Abschwächung der Märkte in der Nafta-Region - Kanada, USA, Mexiko - und Japan", sagte DaimlerChrysler-Nutzfahrzeugchef Andreas Renschler am Dienstag.

Geringere Nachfrage 2007

Zudem rechne man in den europäischen Märkten mit einem leichten Nachfragerückgang. Immerhin erwartet Daimler bereits für 2008, dass sich die Märkte erholen, weil Kunden vor der nächsten Verschärfung der Abgasgesetze neue Lkw ordern würden. Im vergangenen Jahr konnte der Konzern die Zahl seiner verkauften Lkw um 1,4 Prozent auf 537.000 Fahrzeuge steigern.

Für Iveco wäre es wichtig, dass die Schwächephase kurz bleibt. Das würde es leichter machen, in den Kreis der Marktführer bei schweren Lkw aufzurücken. Das Ziel ist Teil von Marchionnes ehrgeiziger Strategie für Fiat. Diese soll den lange Zeit konkursgefährdeten Konzern stabilisieren. Für Iveco sieht der Plan fast eine Verdopplung der operativen Gewinnmarge vor. Die Gewinne sollen über zehn Prozent des Umsatzes erreichen. 2006 lag die Marge laut Monferino bei sechs Prozent, im Jahr zuvor berichtete Iveco eine Marge von 3,9 Prozent. Die Steigerung soll durch Kosteneinsparungen und effizientere Produktion erreicht werden.

So sollen drei in China gegründete Gemeinschaftsfirmen nicht nur für den dortigen Markt produzieren. Iveco will hier bis 2010 mit 140.000 Lkw doppelt so viele Lkw bauen wie heute. "Wir werden dort aber mittelfristig auch Teile für unsere anderen Märkte produzieren", sagte Monferino. Die Produktion koste etwa halb so viel wie in Westeuropa.

2006 hat Iveco nach Aussagen Monferinos einen Umsatz von 9 Mrd. Euro erreicht. Das liegt, um den Verkauf eines Unternehmensteils an den Mutterkonzern Fiat bereinigt, sieben Prozent über dem Vorjahr. Fiat veröffentlicht seine Jahresergebnisse kommende Woche.