Fiat-Erbe wendet sich der Modebranche zu - von Florian Eder (Mailand) ftd.de, 09.01.07
Der 29-jährige Spross der Fiat-Dynastie Agnelli, Lapo Elkann, versucht ein Comeback als Unternehmer: In Florenz stellte Elkann, der vor einem Jahr aus einer amerikanischen Entzugsklinik entlassen wurde, seine neue Kollektion von Luxus-Sonnenbrillen vor, die unter dem Namen Italia Independent vertrieben wird.
Lapo Elkann
Die aus Karbon ausschließlich in Italien gefertigten Gestelle sollen übers Internet und in exklusiven Boutiquen vertrieben werden, für 1007 Euro das Stück.
Im Familienkonzern hatte Elkann das Marketing für die Kernmarke Fiat verantwortet, bis er im Herbst 2005 mit einer Drogenvergiftung in eine Klinik eingeliefert wurde. Der Lieblingsenkel Giovanni Agnellis, des letzten Patriarchen auf dem Präsidentensessel des Turiner Industriekonzerns, galt als Nachwuchshoffnung des Unternehmens, zusammen mit seinem älteren Bruder John, der Vizepräsident Fiats ist. Nun kämpft sich Lapo Elkann zurück in den Konzern.
Die eigene Sonnenbrillenmarke soll dabei helfen: Elkann will beweisen, was er kann. Ihm gehören 69 Prozent an Italia Independent. Vorstandschef Giovanni Accongiagioco, wie Elkann selbst ehemaliger Marketingmanager bei Fiat, hält 20 Prozent. Die Karbonbrillen, denen im kommenden Monat eine Linie aus dem Edelwerkstoff Acetat folgen soll, pries Elkann als "extrem innovativ, extrem luxuriös und sehr sexy" an.
"Fiat ist mein Blut"
Auch der Traditionsmarke Fiat wollte Elkann vor seiner Zwangspause zu Glanz verhelfen, mit großem persönlichem Einsatz, wie ehemalige Mitarbeiter erzählen. Mit einem Sortiment von Fiat-Pullovern, Schuhen und Accessoires machte er sich daran, das Markenimage zu entstauben. Fiat sollte für junge Käufer wieder attraktiv werden, die sich jahrelang lieber für einen Mini als einen Panda entschieden.
Noch äußert sich Fiats Vorstandschef Sergio Marchionne zurückhaltend über ein baldiges Comeback im Konzern. "Ich bin überzeugt, dass er in Führungspositionen hineinwachsen wird, das muss aber zum Teil außerhalb Fiats geschehen", sagte Firmenchef Marchionne im Dezember. Elkann selbst sagte, er wäre nach der Entlassung aus der Klinik in Arizona am liebsten sofort zu Fiat zurückgekehrt. "Fiat ist in meinem Blut. Aber ich habe verstanden, dass ich etwas Zeit vergehen lassen muss. "
Als Berater arbeitet Elkann aber bereits am Marketing für den neuen Fiat 500 mit, den der Konzern im Herbst vorstellen wird und der eine neue Stilikone werden soll. Einige Unternehmensinsider gehen davon aus, dass die Präsentation der Neuauflage des italienischen Kult-Minis auch der Zeitpunkt sein könnte, zu dem Lapo Elkann wieder in den Konzern aufgenommen wird.