Fiat-Chef gibt Autosparte in neue Hände - ftd.de, 09.11.06
Fiats Vorstandschef Sergio Marchionne hat unerwartet angekündigt, 2007 die Führung der Autosparte des Konzerns abzugeben.
Sergio Marchionne"Es gibt bei uns genügend Talente, mein Nachfolger wird aus dem Unternehmen kommen", sagte er bei der Präsentation der Strategie für die kommenden drei Jahre. Der 58-Jährige will sich auf sein Amt als Chef des Gesamtkonzerns Fiat konzentrieren. Die Börse reagierte auf den Rückzug Marchionnes mit Kursabschlägen von knapp zwei Prozent.
Marchionne gibt den Chefposten ab, nachdem er die ehemals stark angeschlagene Autosparte wieder in die Gewinnzone geführt hat. Bei der Sanierung der wichtigsten Sparte hatte der italienische Manager, den die Großeignerfamilie Agnelli vom Wareninspektionskonzern SGS kennt, ein hohes Tempo vorgelegt. Etliche Führungskräfte hatte Marchionne, der im Juni 2004 nach dem Tod von Umberto Agnelli die diffizile Aufgabe annahm, dabei aussortiert. Der Leiter der Sportmarke Alfa wie auch die Markenchefs von Lancia und Fiat mussten gehen.
Hohe Fluktuation
Prominentestes Opfer der Personalauslese war schließlich Herbert Demel. Der Deutsche musste nur ein knappes Jahr nach seinem Amtsantritt als Chef der Fiat-Sparte wieder abdanken. Marchionne übernahm zusätzlich die Führung der Autosparte. Unklar ist nun, wen Fiat zum Nachfolger von Marchionne kürt. Die gestrige Ankündigung war geschickt gewählt. Auf dem Podium hinter ihm saßen praktisch alle Manager, die dafür in Frage kommen - der Vorstandschef hatte zum Investorentag die gesamte Führungsmannschaft antreten lassen.
"Der für die höchste Marge sorgt, ist Lorenzo Sistino", sagte der Konzernchef etwa über den Verantwortlichen der Fiat-Autosparte für Kleinlieferwagen. Auch Produktionsvorstand Stefan Ketter und Alfredo Altavilla, Chef der Antriebstechniksparte Powertrain Technologies, bekamen ein Lob. "Unser Management braucht klares Potenzial zur Führung, Geschwindigkeit und Einfachheit", sagte Marchionne am Ende.
Geschwindigkeit und Entschlusskraft bescheinigen ihm auch seine Mitarbeiter: "Marchionne will immer der Schnellste sein. Meist ist er es auch", sagt ein Mitglied des mittleren Managements über den Ferrari-Fahrer. "Man muss sehr gute Argumente mitbringen, wenn man anderer Meinung ist als er." Marchionne eilt zudem der Ruf voraus, dass er gern im Alleingang entscheidet, ohne sich mit anderen Managern abzustimmen. Beim Wareninspektionskonzern SGS, an dem die Agnellis auch mehrheitlich beteiligt sind, hatten 20 Führungskräfte direkt an Marchionne berichtet.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »schneemann« (9. November 2006, 21:47)