Am 4. Mai 2006 um 21:03 Uhr war es soweit: Mein Fiat Stilo JTD80 Formula hat die 50.000km-Grenze überschritten. Der richtige Zeitpunkt um eine Zwischenbilanz zu ziehen.
Angemeldet hab ich meinen Stilo am 24. Juni 2003. Nie vergessen werde ich die überaus „hilfsbereite“ Dame bei der Zulassungsstelle die damals wohl einen guten Tag hatte. Ich möchte nicht wissen wie es bei ihr zugeht wenn sie mal einen schlechten Tag hat!
Design/Außen:
Gefällt mir nach wie vor gut. Klar, zu heutigen Zeiten wünsche ich mir ab und zu einen Rundung mehr, aber man darf nicht vergessen wie alt der Look vom Fiat Stilo eigentlich schon ist.
Ich bin froh damals nicht die gelbe Version bestellt, sondern mich für die Farbe Weiß entschieden zu haben. Ich finde das Design passt recht gut zu dieser Farbe.
Nachteile sind die perfekte Sichtbarkeit von jedem Dreck und jeder toter Mücke und Flugrost sticht auch besonders gut hervor!
Besonders gut gefallen mir die Scheinwerfer, vorne wie hinten. Das leichte Rauchglas bei den Rückleuchten macht sich ganz gut.
Innenraum:
Ja ganz so toll geht es im Inneren leider nicht weiter. Da wollte man irgendwie die deutschen Hersteller ein wenig kopieren. Es ist zum Teil gelungen. Die Materialien sind durchwegs ganz okay. Allerdings ist das Armaturenbrett mit diesem Gummikunststoff und den vielen Vertiefungen so was von scheiße zu Reinigen, dass ich jedes Mal das kalte Kotzen bekomme. Meine blauen Sitze (zum Glück hab ich nicht die Veloursitze!) finde ich echt hübsch und in Kombination mit der Lackfarbe vermitteln sie mir irgendwas Italienisches – warum? Keine Ahnung!
Sehr, sehr schlecht ist die Kunststoffqualität auf den Türverkleidungen, es scheint fast so, dass jede kleinste Berührung Kratzer hinterlässt die man nicht mehr wegbekommt.
Da ich in Autos am liebsten direkt am Bodenblech sitze kommen mir die festen Lendenwirbelstützen in den Vordersitzen gar nicht entgegen. Um bequem sitzen zu können muss ich die Sitze in der höchsten Position belassen. Dummerweise bewegt sich bei der Höhenverstellen auch nur die Sitzfläche(!) – wer das erfunden hat gehört geschlagen! Dafür sind die Sitze angenehm zwischen hart und weich gepolstert.
Manchmal lasse ich mich mit meinem Auto durch die Gegend fahren nur damit ich auf der Rückbank Platz nehmen kann. Diese finde ich vom Sitzkomfort sehr gelungen, die Beinfreiheit für einen 3-Türer ausreichend.
Schlecht finde ich die Unübersichtlichkeit nach hinten. Ich hatte zwar noch keine Feindberührung beim Parken, aber ganz optimal ist es nicht.
Und die breite A-Säule hat mir schon ab und zu einen alte Omi oder einen Radfahrer verdeckt. Passiert ist noch nie was, aber störend finde ich das schon.
Ach und der glänzende Warnblinkerknopf! Wie kann man nur etwas Reflektierendes in dieser Höhe positionieren!
Toll finde ich das Lederlenkrad, haptisch wie auch optisch, denn die Plastikvariante schaut einfach nur grauenhaft aus!
Der Kofferraum ist ausreichend groß. Etwas mehr hätte nicht geschadet und eine tiefere Ladekante hab ich schon öfters vermisst. Leider ist es nicht möglich 2 normal große Hartschalenkoffer Marke Samsonite zusammen im Kofferraum unterzubringen. Das hat mich auf manchen Fahrten zu Flughäfen schon geärgert.
Sehr praktisch finde ich das Ablagenfach in der Reserveradmulde, da passt der ganze notwendige Kleinkram perfekt hinein! Auch sonst gibt es eigentlich genug Ablagen (im Gegensatz zum neuen Grande Punto) nur der Becherhalter war in meinem alten Fiat Punto 2a etwas besser.
Motor/Getriebe:
Bei den Probefahrten vor dem Kauf sah ich keinen Grund statt meinen 80PS die damals stärke Dieselvariante mit 115PS zu kaufen. Ich finde den 3-türigen Stilo damit ganz gut Motorisiert auch der Verbrauch und die Steuerbelastung halten sich in angenehmen Grenzen.
Vor allem das hohe Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen (besser als beim 115PS-igen) passt perfekt zu meiner schaltfaulen Fahrweise. Oft fahre ich zwischen Innsbruck und Wien auf der Autobahn ohne Schalten zu müssen – das hat was finde ich.
Der Motor an sich könnte etwas leiser sein, denn vor allem über 3500 Umdrehungen brummt er ganz nett vor sich hin. Auch steigt der Verbrauch dann bis zum Ende seiner Drehzahlfähigkeit bei knappen 5000 Touren enorm schnell an!
Leider begann nach einen gutem Jahr nach dem Kauf der Motor beim kräftigen Beschleunigen von unten herauf sehr heftig zu Ruckeln. Teilweise war es so schlimm, dass vor lauter Zittern kein Vortrieb vorhanden war.
Die überaus schlechten Werkstätten von Fiat und der total unfähige Gebietsleiter konnten bis heute keine Lösung bei meinem Auto herbeiführen, auch wenn das Ruckeln sich deutlich gebessert hat (von selber, es wurden dafür keine Arbeiten durchgeführt).
Dem Getriebe würde ich nur etwas kürzere Schaltwege wünschen und ev. einen 6ten Gang für die Autobahn, allerdings müsste ich dann wieder öfter schalten, also …
Klima/Radio/etc.:
Das serienmäßige CD-Radio passt zwar optisch gut in den Fiat Stilo, auch die Senderanzeige im Tachodisplay ist ein nettes Gimmick, aber der Radioempfang ist eine Katastrophe. Allerdings bin ich erst später darauf gekommen, dass es nicht nur am Radio sondern vor allem an der extrem schlechten Antennenanlage im Stilo liegt. Da das Radio von Visteon aber nicht nur mit klanglich schlechtem CD-Klang sonders auch mit nicht vorhandenen Vorverstärkerausgängen glänzte blieb es nur recht kurz drin. Nach ein paar Markenwechseln entschied im mich schließlich für ein Topmodell von Clarion mit dem ich sehr glücklich bin.
Bewusst habe ich mich für die manuelle Klimaanlage entschieden. Meine serienmäßig eingebauten Luftgüte- und Temperatursensoren vermag keine auch noch so intelligente Elektronik zu ersetzen, selbst meine Freundin ist mit meiner persönlichen automatischen Temperaturregelung meistens sehr zufrieden.
Außer problemlosen elektrischen Fensterhebern und der Funkzentralfernbedienung hat mein Fiat keine weiteren Spielereien – ich wüsste nicht was mir fehlt.
Allgemeines/Sonstiges:
Also der größte Fehler bei meinem Fiat sind die beschissenen Vertragswerkstätten. Das mag bei anderen Marken auf der Fall sein, aber das alleine ist schon ein Grund, dass das nächste Auto kein Fiat mehr wird (auch wenn das noch eine Weile dauern dürfte).
Die Verarbeitungsqualität ist grundsätzlich okay (aber auch nicht mehr), trotzdem hat man das Gefühl, dass das ganze sehr lieblos zusammengewürfelt worden ist.
Sehr schlecht ist – neben den erwähnten Türinnenverkleidungen – die Lackqualität. Ich habe selten ein so schlecht und billig lackiertes Auto gesehen wie das meine. Orangenhaut und superextreme Empfindlichkeit auf Steinschläge ärgern mich jeden Tag. In Zeiten computergesteuerter Lackiermaschinen müssten das selbst in Turin nicht mehr sein.
Und die absolute Megafrechheit ist das Wechseln der Scheinwerferabblendbirnen! Der Vollidiot, der das entworfen hat sollte mit lebenslangem Berufsverbot bestraft und zur Baumschule geschickt werden!
Von gröberen elektronischen Fehlern blieb ich bis jetzt zum Glück verschont, ich hoffe, dass dies auch weiterhin so bleibt.
Fazit:
Würde ich den Stilo nochmals kaufen? Nein, weil Material- und Verarbeitungsmängel zusammen mit den miserablen Werkstätten niemals den Preis rechtfertigen. Rechnet man noch den Wertverlust und die verlorenen Nerven hinzu müsste man sich fragen wie blöd man damals beim Kauf war.
Andererseits ist es jedes Mal eine große Genugtuung den Fahrern von kleinen 3er BMWs den hübschen Popo meines Eisbären von ihren erstaunten Gesichtern wegflitzen zu lassen. Das entschädigt doch für Einiges.
REIFENRECHNER
CFI MUSEUM
