Fiat weitet Kooperationen nach Russland aus - wiwo.de 04.01.06
Der italienische Autokonzern Fiat baut seine strategischen Allianzen weiter aus. Gestern hat das Unternehmen mit Sitz in Turin eine neue Kooperation in Russland angekündigt. Severstal-Avto soll für Fiat die Modelle Palio und Albea produzieren.
MAILAND. Ab 2007 soll die Auto-Tochter des russischen Industrieunternehmens Severstal zwei PKW-Modelle für die Italiener produzieren. Die beiden Unternehmen prüfen zudem, ob sie "die industrielle Kooperation ausweiten und die Produktion anderer Fiat-Auto-Modelle wie den Doblo in Russland starten", teilte Fiat mit. Außer der Produktion übernimmt Severstal noch in diesem Jahr den Import und Vertrieb von Autos und Kleinlastern der Marke Fiat.
"Das Abkommen passt in die Strategie des Unternehmens, mit gezielten Abkommen zu wachsen", sagt Fabrizio Calenzo, Analyst der Finanzgruppe Euromobiliare. Nach der gescheiterten Allianz inklusive Aktientausch mit dem US-Autokonzern General Motors (GM) setzt der Fiat-Vorstandsvorsitzende Sergio Marchionne nur noch auf gezielte Produktions-Allianzen. Ein Beispiel ist die geplante Produktion des Nachfolgemodells des Fiat "Cinquecento" und des neuen Ford Ka gemeinsam mit dem US-Autohersteller Ford auf einer gemeinsamen Plattform in Polen. Aber auch mit anderen ausländischen Herstellern kooperieren die Italiener.
In Russland will Fiat in der Wolga-Region die beiden PKWs Palio und Albea vor allem für den russischen Markt produzieren lassen. Die Einzelteile sollen aus dem türkischen Tofas-Werk kommen. Zu den Stückzahlen äußerte sich Fiat nicht. Bei dem Palio handelt es sich um ein relativ günstiges Auto, das vor allem außerhalb Europas verkauft wird. Der Albea ist ein Wagen, der hauptsächlich auf dem türkischen Markt stark verbreitet ist.
Severstal gehört zu den größten russischen Industriekonzernen und macht rund zwei Drittel seines Umsatzes mit Stahl. Im April hat das Unternehmen seine Autosparte an die Börse gebracht.
Fiat kommt aus einer verheerenden Krise heraus, die beinahe die Existenz des Unternehmens gefährdet hätte. Der Sanierer Marchionne hat sich vorgenommen, 2006 mit der Autosparte nach vier Verlustjahren wieder einen Gewinn zu schreiben. Der Gesamtkonzern Fiat wird wohl bereits im gerade abgelaufenen Jahr einen Gewinn ausweisen – allerdings nur dank der Sonderzahlungen von GM, die sich für 1,5 Mrd. Euro aus der Verpflichtung herausgekauft haben, die marode Autosparte zu übernehmen.
In diesem Jahr will Marchionne aus eigener Kraft in die Gewinnzone kommen. Der Italo-Kanadier hat den Autokonzern seit seinem Amtantritt vor mehr als zwei Jahren einer Rosskur unterzogen, indem er Arbeitsplätze abgebaut und viele Unternehmensteile verkauft hat. In Europa und auf dem Heimatmarkt setzt Fiat vor allem auf eine ganze Reihe neuer Modelle, insbesondere auf den neuen Fiat Punto.
In Italien hat Fiat seinen Marktanteil im Dezember von 26,6 Prozent im Vorjahr auf 29,4 Prozent gesteigert. Während die Zulassungen insgesamt rückläufig waren, konnte Fiat zulegen. Für das Gesamtjahr bleibt der Marktanteil jedoch stabil mit etwas mehr als 28 Prozent. Die Aktie lag gestern bei einem insgesamt positiven Aktienmarkt deutlich im Plus.
"Die Markteinführung des Puntos scheint geholfen zu haben, das Vertrauen der Marktteilnehmer in die Zukunft von Fiat Auto zu stärken", schreiben die Analysten von UBS. Insgesamt liegen 88 000 Bestellungen für den neuen Punto vor. "Das sind aber die Bestellungen der Händler. Es bleibt abzuwarten, wie viele Kunden das Auto wirklich kaufen", mahnt der Analyst Calenzo.
Die jüngsten Allianzen
2005 – Polen Ford und Fiat wollen vom Jahr 2007 an gemeinsam einen Kleinwagen produzieren. Das Auto bei Fiat in Polen vom Band laufen.
2005 – Indien Fiat unterschreibt ein Memorandum of Understanding mit der indischen Tata-Gruppe.
2005 – Japan Fiat will dem japanischen Hersteller Suzuki ab 2010 neue Diesel-Multijet-Motoren liefern, die Fiat schon 2008 in seine Autos bauen wird.
2006 – Russland Fiat lässt ab 2007 von Severstal den Palio und Albea für den russischen Markt produzieren. Weitere Kooperationen sollen folgen.