Chance mit Punto - wiwo.de, 18.11.2005
Er heißt Grande Punto, wirbt mit hoher Qualität, üppiger Ausstattung und flottem Design. Die Fiat-Bank flankiert die Verkaufsoffensive des neuen Hoffnungsträgers mit einem besonderen Leasing-Angebot.
35.000 Vorbestellungen für den Kompaktwagen gingen bisher ein, 80.000-mal will Fiat den Grande Punto bis Jahresende verkaufen. Der Vorläufer brachte 40 Prozent des gesamten Autoumsatzes von Fiat; das Autogeschäft wiederum ist mit einem Umsatzanteil von 43 Prozent immer noch das Herzstück der Industriegruppe Fiat. Nur wenn die Autos (Fiat, Alfa, Lancia, Maserati, Ferrari) wieder echte Gewinne einfahren, wird die Sanierung der angeschlagenen Gruppe gelingen. Anfang 2005 löste Fiat die glücklose Verbindung mit General Motors und zog daraus nach langen Querelen und enttäuschten Verkaufshoffnungen zumindest einen Milliardenerlös. Neue Partnerschaften wurden mit Ford im Kleinwagenbau geschlossen, mit Suzuki bei Dieselmotoren, mit Peugeot bei leichten Nutzfahrzeugen. Auf der Kostenseite geht der Stellenabbau weiter: Die Land- und Baumaschinen (CNH) kommen mit ihrem Umbau voran, die Nutzfahrzeuge (Iveco) machen wieder Gewinne. Zwar sank im dritten Quartal der Fahrzeugabsatz um sechs Prozent auf 378.700, doch der Produktmix wird besser. Der nachgebende Euro entlastet zusätzlich. So verringerte die Autosparte im dritten Quartal den Verlust von 282 Millionen auf 85 Millionen Euro. Der gesamte Fiat-Konzern kam, bereinigt um Unternehmensverkäufe, auf ein kleines Plus von 14 Millionen Euro. Die Nettoschulden wurden seit Ende Dezember 2004 um 6,3 Milliarden auf 19,1 Milliarden Euro abgebaut. Das Geschäftsjahr 2005 will Fiat mit schwarzen Zahlen abschließen – das erste Mal seit fünf Jahren. Fiat ist Italiens größtes Industrieunternehmen. 174.000 Mitarbeiter werden in diesem Jahr rund 47 Milliarden Euro Umsatz machen. Dafür ist ein Börsenwert von 7,8 Milliarden Euro eigentlich nicht viel. Die Nagelprobe für den Turn-around wird der neue Punto. Seine Erfolgschancen stehen gut, auch wenn selbst Fiat-Sanierer Sergio Marchionne vor zu schnellen Hoffnungen warnt.