Schon im alten Rom unterhielt man das Volk mit Massenspektakel. 2006 erfreut Italien mit der Winterolympiade und dem neuen Fiat Sedici - off-road.de, 01/2006
Allrad fürs Volk - das hat sich Fiat auf die Fahnen geschrieben. Auf Italienisch heißt das "quattro per quattro per tutti" und klingt natürlich viel besser als die deutsche Übersetzung.
Genauso verhält es sich auch mit dem Namen des neuen Fiat-SUV: Sedici - da meint man gleich den Espressoduft zu schnuppern und die warme Sonne auf der Haut zu spüren. Und doch bedeutet Sedici nur ganz nüchtern "sechzehn". Erfunden hat den Namen - wenn die Legende stimmt - übrigens die kleine Tochter des Fiat-Chefs Luca de Meo. Als dieser sich einst mit einem Freund über ein neues 4x4-Fahrzeug von Fiat unterhielt, stand sie daneben und verriet voll Stolz, was sie in der Grundschule gelernt hatte: 4x4=16 - Sedici. Klingt einfach, ist es auch.
Geschickt manövriert Fiat den Sedici in die Lücke, die von mächtig gewachsenen SUV wie etwa dem Toyota RAV4 offen gelassen wird. Der Fiat ist gerade einmal 4,11 Meter lang und 1,62 Meter hoch - hat aber dank seiner Breite von 1,76 Meter dennoch reichlich Platz für fünf Passagiere und deren Wochenendgepäck.
Wer jedoch glaubt, beim Sedici einen reinrassigen Italiener vor sich stehen zu haben, irrt. Zwar ist die Optik des Fiat-Offroaders bei Italdesign entstanden, die technische Entwicklung übernahm jedoch zum größten Teil Suzuki. Im März werden die Japaner ihr Crossover vorstellen, das sich die Technik - einschließlich des von Fiat zugelieferten Dieselmotors - mit dem Sedici teilt. So stammt auch das Basistriebwerk, ein 1,6-Liter-Vierzylinder, von Suzuki. Seine 107 PS sind für den nur 1,25 Tonnen schweren Sedici ausreichend, wer flott unterwegs sein möchte, muss den VVT-Vierventiler aber kräftig treten. Sein maximales Drehmoment von 145 Nm gibt er erst bei 4000 Touren ab. Dabei klingt er leider nerviger als man das von vergleichbaren Fiat-Triebwerken gewohnt ist. Wenn der Sedici im Juni 2006 nach Deutschland kommt, wird der Benziner aber sowieso nur eine Nebenrolle spielen. Vier von fünf Sedici-Käufern, so vermutet man, werden den 1,9-Liter-Multijet-Diesel bestellen. Der mit Partikelfilter ausgerüstete Zweiventiler leistet 120 PS und treibt den geländegängigen Italiener mit seinen 280 Nm Drehmoment flotter voran, als es der Benziner vermag. Statt Fünfgangschaltung bekommt der Diesel zudem sechs Gänge.
Zügige Fahrweise mag der kompakte Offroader, die Lenkung ist gefühlvoll, direkt und das Fahrwerk (Einzelradaufhängung vorn, Verbundlenkerachse hinten) besitzt eine optimale Mischung aus komfortabler Federung und straffer Dämpfung - die Seitenneigung ist auch in rasant gefahrenen Kurven erstaunlich gering. Onroad kann der Sedici überzeugen - bis zur Markteinführung in Deutschland werden wohl alle Modelle mit ESP ausgestattet, die getestete Vorserien-Variante musste noch ohne Schleuderverhinderer auskommen, was fahrdynamisch aber kein Nachteil ist.
Der Sedici bringt - weil mit Suzuki-Technik ausgestattet - das dritte Allradkonzept in den Großkonzern. Während man bei Alfa Romeo mit dem Torsendifferenzial setzt und der Panda mit Visko-4x4 ausgestattet wird, hat der Sedici einen automatisch zuschaltenden Lamellen-Allrad. Die Lamellenkupplung vor der Hinterachse läßt sich auf Knopfdruck abschalten (2WD)oder manuell vorspannen (Look). Im Normalfall (Auto) wir die Hinterachse nur bei Bedarf mit Kraft versorgt. Die Steuerelektronik des Allradsystems bezieht ihre Informationen nicht nur von den ABS-Sensoren, sondern verarbeitet auch die Gaspedalstellung und den Lenkwinkel. Wenn der Fahrer also trotz gesperrter Lamellenkupplung auf griffigem Untergrung enge Kreise zieht, öffnet die Kupplung soweit, daß der Antriebsstrang keinen Schaden nimmt. Eine Traktionskontrolle soll diesem Winter im schwedischen Testcenter noch die Feinabstimmung erhalten.
Für seichte Offroadunterhaltung ist gesort: 19cm Bodenfreiheit dürften für Wald- und Wiesenwege genügen. Im schweren Gelände scheitert der Sedici am langen vorderen Überhang und der fehlenden Reduktion. Auf Beran - und Berab-Fahrhilfen wird komplett verzichtet.
Die Sträke des Sedici ist der Innenraum. Hier fühlen sich auch Großgewachsene wohl. Die Sitze sind gut ausgeformt, das Platzangebot ist vorne wie hinten ordentlich. Allerdings findet man auch hier eine Menge Suzuki. Der Sedici riecht nicht nur wie ein Japaner, er sieht auch so aus: Lenkstockhebel und Drehschalter sind suzuki-typisch. Einzig die runden Lüftungsöffnungen und die in Sech-Uhr-Position parkende Nadel des Drehzahlmessers bringen einen Hauch ital. Flair ins sauber verarbeitet Interieur. Und da wir schon meckern: Die zweiteilige A-Säule mit dreieckigem Fensterchen sieht zwar nett aus, raubt einem aber - besonders bei Linkskurven - die Sicht. Auf dem deutschen Markt wir der Sedici in der Basisausstattung Dynamic und in der hochwertigen Emotion-Ausstattung angeboten. Ab Werk gibt es ESP, vier Airbags, Klimaanlage, elektrische Fensterheber vorn, Zentralverriegelung und Nebelscheinwerfer. Rund 70% der Käufer werden aber - so prognostiziert man - zum Emotion greifen und dürfen sich dann über Klimaautomatik, 16-Zoll-Leichtemallfelgen, Lederlenkrad, CD-Radio und vier elektrische Fensterheber freuen.
Die ersten 1000 Sedici dienen übrigens als Shuttlefahrzeuge für Olypia in Turin: Die Allradspiele sind eröffnet!