Fiat überrascht mit schneller Sanierung WirtschaftsWoche - 29.07.05
kk MAILAND. Der italienische Autokonzern Fiat überrascht bei seiner angeschlagenen Autosparte mit niedrigeren Verlusten. Die Zahlen des Turiner Konzerns lagen deutlich über den Erwartungen der Analysten. Im Gesamtkonzern konnt Fiat nur dank der Finanzspritze der amerikanischen General Motors (GM) einen Gewinn ausweisen. GM hatte sich für insgesamt 1,55 Mrd. Euro von der Verpflichtung frei gekauft, die defizitäre Auto-Sparte übernehmen zu müssen. Die letzte Tranche dieser Zahlung fiel ihm zweiten Quartal an. Für das Gesamtjahr bekräftigte das Fiat-Management seine Ziele, bis 2006 wieder einen Nettogewinn zu schreiben.
Bei fast stagnierendem Umsatz von zwölf Mrd. Euro ist der operative Gewinn im Konzern von 181 Mill. Euro im Vorjahr auf 360 Mill. Euro im zweiten Quartal dieses Jahres gestiegen. Die Autosparte hat den Verlust von 238 Mill. Euro im zweiten Quartal 2004 auf nun 88 Mill. Euro reduziert. In der Autosparte hat Fiat vor allem in Brasilien von günstigen Wechselkursentwicklungen profitiert. So stieg der Umsatz von 4,89 Mrd. Euro auf 5,01 Mrd. Euro, obwohl die Zahl ausgelieferter Autos um fast fünf Prozent fiel.
Dank der Zahlungen von GM in Höhe von 419 Mill. Euro im zweiten Quartal lag der Nettogewinn des Gesamtkonzerns – inklusive der Landwirtschaftsmaschinen-Sparte CNH und dem LKW-Hersteller Iveco – bei 217 Mill. Euro. Im zweiten Quartal 2004 hat Fiat noch einen Verlust von 246 Mill. Euro geschrieben. Die Schulden baute der Konzern bis Ende Juni auf 9,2 Mrd. Euro ab. Ende März waren es noch zehn Mrd. Euro.
Iveco und CNH, die gemeinsam etwa 45 Prozent des Fiat-Umsatzes ausmachen, trugen wie gewohnt mit schwarzen Zahlen zum Ergebnis bei. Der Traktoren- und Planierraupen-Hersteller CNH steigerte den operativen Gewinn trotz sinkender Umsätze auf 281 Mill. Euro. Iveco legte sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn zu. Der operative Gewinn lag mit 110 Mill. Euro 21 Prozent höher als im Vorjahr.
Bei Fiat werden Ende September mehrere Gläubigerbanken – darunter Banca Intesa, Unicredito, Sanpaolo-IMI und Capitalia – einen Kredit über drei Mrd. Euro in Aktien wandeln. Dadurch steigen sie mit insgesamt 27 Prozent zum größten Aktionär des Autokonzerns auf. Inwieweit sie sich in die Unternehmensführung einmischen werden, ist noch nicht klar.
Für die Zukunft setzt das Unternehmen vor allem auf Innovation: "Nach 2005 wird das Geschäft von Fiat vor allem von den neuen Modellen abhängen, vor allem vom neuen Punto", sagte Corrado Berlenda, Vermögensverwalter von Euromobiliare Asset Management der Nachrichtenagentur Bloomberg.
Der Markt nahm die Zahlen positiv auf. Die Aktie legte gestern zwischenzeitlich um mehr als vier Prozent zu und erreichte mit 7,20 Euro ein neues Jahreshoch. In den vergangenen zwei Monaten ist die Aktie bereits knapp 20 Prozent gestiegen.