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Fiat läuft im Streit mit GM die Zeit davon Aus der FTD vom 3.2.2005

Ein Rechtsstreit zwischen General Motors (GM) und Fiat wird immer wahrscheinlicher nach dem Scheitern der Gespräche über eine Aussetzung der Verkaufsoption für die Fiat-Autosparte. Gläubigerbanken könnten schon im Sommer das Ruder übernehmen.

"Der Markt fürchtet nun, dass Fiat von der Put-Option Gebrauch macht und damit einen langwierigen und schädlichen Gerichtsprozess in Gang setzt", sagte ein Mailänder Aktienhändler. Gerüchte über eine gütliche Einigung zwischen Fiat und GM hatten in den vergangenen Tagen zu kräftigen Kursgewinnen geführt. Am Mittwoch brachen die Fiat-Aktien dann um fast vier Prozent auf 5,82 Euro ein.

GM sieht sich auf der sicheren Seite

Fiat kann seit Mittwoch seine Put-Option für einen Zeitraum von fünf Jahren ausüben und 90 Prozent seiner Autosparte an GM verkaufen. Der US-Konzern will notfalls vor Gericht ziehen, um dies zu verhindern. Gerichtsstand ist New York. GM fühlt sich nicht nur deshalb auf der sicheren Seite: "Fiat hat keine Zeit, einen Jahre dauernden Prozess abzuwarten", so ein GM-Manager. "Die müssen ihre Probleme schon selbst lösen und die Sparte sanieren."

Spekuliert wird nun, wann Fiat von dem Verkaufsrecht Gebrauch machen könnte. "Fiat wird kaum warten, bis sich das operative Geschäft noch weiter verschlechtert", sagte ein Mailänder Branchenanalyst. Als wichtiger Indikator für den weiteren Geschäftsverlauf Fiats wird die Einführung des neuen Fiat Punto im Herbst gesehen. Er ist mit rund 40 Prozent Absatzanteil das wichtigste Fiat-Modell. GM-Manager, die das neue Modell schon gesehen haben, sind jedoch besorgt: "Fiat hätte sich beim Design mehr trauen können."

Doch, so ein Aktienanalyst, der nicht namentlich genannt werden will: "Bis der Punto im Markt ist, könnte es schon zu spät sein."

Gereizte Stimmung bei den Banken

Dabei hat Fiat-Chef Sergio Marchionne noch andere Sorgen: Im Herbst wird eine Wandelanleihe in Höhe von 3 Mrd. Euro fällig, die eine Gruppe italienischer Banken im Frühjahr 2002 gewährt hatte. Geld für eine Rückzahlung wird Fiat bis dahin kaum aufbringen, daher können die Banken ab Herbst ihre Kredite in eigene Fiat-Anteile umwandeln. Folge: Das Konsortium rund um die Kredithäuser Banca Intesa, Sanpaolo Imi und Unicredito würde sich zum größten Fiat-Aktionär aufschwingen.

Die Stimmung bei den Bankern gilt als äußerst gereizt. Lieber wollen sie Fiat noch ein wenig Zeit geben, als Hauptaktionäre des angeschlagenen Konzerns zu werden. Pikant an dem Zukunftsszenario: Die Banken hatten sich in der Vergangenheit stets dagegen ausgesprochen, die Put-Option gegen eine Entschädigungszahlung zu beerdigen. Ihnen dient die Möglichkeit, Fiat Auto zu verkaufen, als letzte Sicherheit für ihre Einlagen. Unter der Regie der Banken wäre eine Ausübung der Put-Option also wahrscheinlicher.

Völlig offen ist zurzeit auch, wie es mit der industriellen Kooperation von Fiat und General Motors in Zukunft weitergehen soll. Beide arbeiten im Motorenbau sowie im Einkauf zusammen. Die Joint Ventures, einst gegründet, um millionenschwere Synergien zu heben, könnten nach Meinung von Autoanalysten nun unter der Last des Streits über die Put-Option in Mitleidenschaft gezogen werden.

Ein Beispiel: Der neue Fiat Croma wurde vom Modell Signum der GM-Tochter Opel abgeleitet. Dafür nutzt der nächste Opel Corsa die Technik vom Fiat Punto. Beide Partner haben die Synergien aus ihren Joint Ventures dringend nötig.